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Sympathische Augenblicke

Von Hermann Schlösser

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In 3sat interviewte Gero von Boehm am Dienstagabend Meret Becker. Mitten im Gespräch griff die Schauspielerin und Liedermacherin zur singenden Säge und stimmte das schöne Lied "Und der Haifisch, der hat Zähne . . ." an. Das Beste aber war, dass der distinguierte Herr von Boehm seinen Gast auf einem kleinen Leierkasten begleitete. Still vergnügt musizierten die beiden vor sich hin.

Wenig später auf ARD: "Menschen bei Maischberger". Unter anderen sprach die deutsche Star-Talkerin mit dem Komiker Hape Kerkeling. Das Gespräch plätscherte dahin, bis Sandra Maischberger auf die Politik zu sprechen kam: Kerkeling sei doch einmal von den Grünen seiner Heimatstadt Recklingshausen als Bürgermeisterkandidat vorgeschlagen worden, warum daraus nichts geworden sei. Er habe nicht gewollt, antwortete Kerkeling. Aber warum denn nicht? hakte Maischberger ungeduldig nach, als sei sie durch diesen Verzicht um

eine Sensation betrogen worden. Darauf Kerkeling: "Wenn Recklingshausen eine Stadt mit null Prozent Arbeitslosen und lauter wohlhabenden Bürgern wäre, hätte er sich das überlegt. Da es aber nicht so sei, habe er gewusst, dass ihm zum Bürgermeister jede Qualifikation fehlt." In einer Zeit, in der alle Quereinsteiger für politikfähig gehalten werden, wenn sie nur prominent genug sind, war das eine bedenkenswerte Antwort.

Sonst ist vom Fernsehabend an diesem Dienstag nichts Weltbewegendes zu berichten. Aber zwei Augenblicke, die sich sympathisch vom Talkshow-Einerlei unterschieden, sind auch schon etwas.