Führungsteam für neue Bank aus RZB und RI bereits fix. | Raiffeisen startet jetzt Roadshows. | Wien. Für die Fusion von Raiffeisen International (RI) und Raiffeisen Zentralbank (RZB) laufen die Arbeiten inzwischen auf Hochtouren. "Wir streben diesen Zusammenschluss aktiv an", sagte Walter Rothensteiner, Chef der RZB und RI-Aufsichtsratsboss, am Dienstag.
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Was die Großfusion unter dem Strich bringen soll, ist nun auch beziffert. Die Rede ist von einem Mehrwert von jährlich 60 bis 115 Millionen Euro. Die größten Synergien sieht Raiffeisen dabei ertragsseitig. In einem kleineren Umfang von zehn bis 15 Millionen Euro sollen aber auch bei den Kosten Synergien gehoben werden - mit dem Beseitigen operativer und organisatorischer Doppelgleisigkeiten. Wieviele Jobs dabei auf der Strecke bleiben, sagte Rothensteiner allerdings nicht: "Wir haben keine Kopflisten."
Sofortige Zusatzerträge
Für die neue Bank, die voraussichtlich auf den Namen "Raiffeisenbank International" lauten wird und statt der RI an der Wiener Börse notieren soll, werden demnach "sofortige Effekte" erwartet, die die Erträge auffetten. Tätig wäre der vor allem auf Privat- und Firmenkunden fokussierte Finanzriese in 18 Ländern (Österreich und Osteuropa). Sein Vertriebsnetz würde mehr als 3000 Filialen umfassen, betreut würden gut 15 Millionen Kunden.
In Abrede stellte Rothensteiner Marktgerüchte, wonach sich die Börse unmittelbar nach der Fusion auf eine Kapitalerhöhung einzustellen hätte: "Wir setzen die Aktion nicht auf, um rasch zu Kapital zu kommen." Die neue Bank hätte jedenfalls einen komfortablen Kapitalpolster. Pro forma würde sie über ein Kernkapital von 8,5 Milliarden und Eigenmittel von mehr als zwölf Milliarden verfügen, sagte RI-Chef Herbert Stepic. Die Kernkapital-Quote läge damit bei 9,2 Prozent, nach strengster Definition (Core-Tier-1) wären es 8,3 Prozent.
Mit Basel III, den künftig wesentlich schärferen Kapitalvorschriften für Banken, werde freilich mehr Kapital notwendig sein, räumte Rothensteiner vor Journalisten ein. Wie viel, wollte er nicht sagen: "Wir warten die Ergebnisse zu Basel III ab."
Vorläufig noch nicht geklärt ist, wer bei der Fusion wen übernimmt - ob also die RI die RZB oder umgekehrt. Entschieden werden soll das kommende Woche, noch vor Ostern.
Fix ist indes die personelle Führungsstruktur für die fusionierte Bank. Der Chefsessel ist für den "Ostpionier" Stepic reserviert, sein Vize soll der bisherige RZB-Vorstand Karl Sevelda werden. Die neue Bank wird in Summe acht Vorstände haben.
Das Zepter als Vorstandschef der nicht vom Zusammenschluss betroffenen Holding-Bank, die sich künftig ausschließlich auf ihre Aufgaben im Raiffeisen-Sektor und das Beteiligungsmanagement konzentriert, übernimmt Rothensteiner. Daneben wird er auch Aufsichtsratschef der börsenotierten Fusionsbank.
Beschlüsse im Juli
Damit der Merger zustandekommt, ist sowohl in der jetzigen RZB als auch der RI eine Stimmrechtsmehrheit von 75 Prozent nötig. Die Weichen in Form fixer Beschlüsse sollen von den Aktionären in den Hauptversammlungen der beiden Gesellschaften im Juli gestellt werden.
Derzeit hält die RZB an ihrer Ostbankenholding RI 72,8 Prozent, der Rest ist breit im Publikum gestreut. "Es wird ein ordentlicher Streubesitz übrig bleiben", wies Rothensteiner Befürchtungen zurück, die RI-Minderheitsaktionäre könnten stark zurückgedrängt werden. Doch schon jetzt ist klar, dass ihr Anteil wohl in Richtung 20 Prozent absinken wird.
Die genauen Austauschverhältnisse ermitteln gerade zwei unabhängige Wirtschaftsprüfer. Die RZB hat dazu BDO als Gutachter bestellt, die Raiffeisen International Deloitte. Die Angemessenheit soll dann ein gerichtlich bestellter Verschmelzungsprüfer beurteilen und bestätigen.
Geplant ist, die Fusion rückwirkend mit 1. Jänner 2010 über die Bühne zu bringen. Damit das möglich ist, muss sie bis Ende September im Firmenbuch eingetragen sein. Laut Rothensteiner soll die Fusion, für die Raiffeisen ab heute, Mittwoch, bei ausländischen Investoren in Roadshows die Werbetrommel rührt, bis Ende Herbst umgesetzt sein.