Die ausländischen Mächte tun sich immer schwerer im Umgang mit den syrischen Rebellen.
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Mehr als zwei Jahre dauert nun schon der Bürgerkrieg in Syrien an, ein Ende des Kämpfens ist nicht in Sicht. Für die USA besteht der Verdacht, dass der syrische Machthaber Bashar al-Assad Chemiewaffen gegen die Rebellen einsetzt. Selbst der Iran, der sich bisher mit dem Regime Assads solidarisierte, verurteilt potenzielle Giftgasangriffe, die unzählige zivile Opfer fordern würden. Doch auch an den Grenzen des Staates, der immer mehr im Chaos des Bürgerkriegs versinkt, regt sich Widerstand - die Frage ist nur, gegen wen?
Nachdem 46 Menschen bei einem Bombenanschlag in der türkischen Grenzstadt Reyhanli ums Leben gekommen sind, droht die Türkei dem syrischen Regime, das sie hinter dem Attentat vermutet, mit Vergeltungsmaßnahmen. Auch der Libanon und die Golanhöhen bleiben nicht vom Konflikt verschont, die dort stationierten Friedenssoldaten müssen um ihr Leben bangen. Können die Grenzgebiete nicht länger von nationalen und internationalen Truppen wie den UNO-Blauhelmen gesichert werden, könnten tatsächlich demnächst Nato-Truppen in das Gebiet einziehen.
Doch auch hier tut sich die internationale Staatengemeinschaft, die Assads Regime mit Sanktionen straft, schwer, den Feind festzunageln. Lange Zeit wurden die Rebellen vom Westen als heldenhafte Befreier von dem unterdrückerischen Assad-Regime hochgelobt, als die Medien im März dieses Jahres plötzlich die Entführung 21 philippinischer UNO-Blauhelmsoldaten durch eine Rebelleneinheit verkündeten. Erst vorige Woche brachten dieselben Aufständischen, die "Märtyrer der Jarmuk-Brigaden", vier Blauhelmsoldaten in einem von Israel besetzten Grenzgebiet in ihre Gewalt. Nach fünf Tagen wurden die Soldaten freigelassen und die philippinische Regierung kündigte den Abzug ihres Kontingentes auf den Golanhöhen an.
Die passive Haltung der USA zum syrischen Bürgerkrieg mag so manchen überraschen, scheint aber umso logischer, wenn man sich diese rezenten Entwicklungen vor Augen hält. In einem Dossier des "Center for a New American Security" werden fünf Zukunftsszenarien für Syrien in Aussicht gestellt: der Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad durch fremde Intervention, eine von der Opposition geführte Übergangsregierung (mit Assad im Exil), ein gewaltsamer interner Sturz Assads durch die Opposition, die Beibehaltung der Macht Assads nach einem längeren Bürgerkrieg oder aber die völlige Spaltung des Landes entlang religiöser und politischer Konfliktlinien.
Hätte man vor einem Jahr noch mit Sicherheit vom ersten Szenario - einem gewaltsam herbeigeführten Regimewechsel ähnlich dem Irakkrieg 2003 und dem Militäreinsatz in Libyen 2011 - ausgehen können, hat sich die Haltung der USA nun wohl geändert. Rebellen, die sich unter anderem mit der Al-Kaida verbunden fühlen und sich wenig gesprächsbereit mit der UNO zeigen, will man nicht ohne Vorbehalt unterstützen. Zumindest nicht, wenn ihnen dann Nachbarstaaten wie Israel, der Libanon und die Türkei an unsicheren Grenzen ausgeliefert wären.