)
Die fehlende halbe Milliarde versickerte bei Aktienspekulationen. | Einstweilige Verfügung gegen die Constantia BV. | Wien. Im Wirtschaftskrimi rund um die börsenotierte Immofinanz-Gruppe haben sich die Nebel gelichtet - zumindest nach Darstellung des neuen Managements. Jene halbe Milliarde Euro, die dem Unternehmen - genau genommen der Osteuropa-Tochter Immoeast - fehlt, ist von der einstigen Führungsriege um Karl Petrikovics im Umfeld der Constantia Privatbank (CPB) durch Aktienspekulationen versenkt worden.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die neuen Immo-Chefs Thomas Kleibl und Eduard Zehetner versuchen nun mit allen Mitteln, das Geld zurückzubekommen. Aus ihrer Sicht besteht eine Haftung der Constantia Packaging BV, hinter der die Turnauer-Erbin und frühere CPB-Eigentümerin Christine de Castelbajac steht. Kleibl und Zehetner hoffen zwar auf eine baldige Lösung. Sie müssen aber auch mit einem langwierigen Rechtsstreit rechnen, weil die Gegenseite die rechtliche Verbindlichkeit der Garantie bisher vehement bestreitet.
Faktum für die beiden Manager ist mittlerweile: Petrikovics - er saß jahrelang auch im Chefsessel der Constantia-Bank - "hat sich nicht in erster Linie um Immofinanz und Immoeast gekümmert, sondern unterschiedliche Interessen gegeneinander ausgespielt".
Buchstäblich ein Ringelspiel
Was ist da konkret passiert? Ab 2004 wurde Geld der Immo-Anleger (aus Kapitalerhöhungen) laufend in die Sphäre der Bank transferiert. Dort wurden damit Aktien der Immofinanz-Gruppe gekauft. Nach dem Verkauf wurde das "geborgte" Geld wieder rückgeführt. Die CPB konnte so über Jahre gut verdienen, ehe mit der internationalen Finanzkrise die dicken Verluste kamen (denn heute sind Immofinanz und Immoeast nur noch Penny-Stocks).
Jene 512 Mio. Euro, um die es für die größte heimische Immobilien-Gruppe jetzt geht, sind jedenfalls die letzte Forderungssumme aus einer Vielzahl dieser früheren Transaktionen. Durch den aktuellen Wert der Aktien ist sie freilich nicht mehr gedeckt.
Und darum werden Kleibl und Zehetner nun bei der Constantia Packaging BV deren Garantie einfordern, wie sie gestern, Dienstag, vor der Presse ankündigten. Mit einer einstweiligen Verfügung sei bereits erwirkt worden, dass die Gesellschaft über wesentliche Teile ihres Vermögens - dazu gehört der Wiener Verpackungskonzern Constantia Packaging - nicht verfügen darf.
Laut Zehetner ist der Rückfluss der halben Milliarde im Übrigen Bestandteil eines Business-Plans, der für die arg ramponierte Immofinanz-Gruppe gemeinsam mit der Berater-Firma Roland Berger bis Weihnachten aufgesetzt sein soll. Mit einem "klaren Plan für die Zukunft" soll die Gruppe neu aufgestellt und damit auch ein radikaler Schnitt gegenüber dem früheren "System Petrikovics" gemacht werden, so Zehetner, der vor Jahren schon bei der Sanierung des Feuerfest-Produzenten RHI erfolgreich die Fäden zog.
Gespräche mit den Banken
Parallel dazu wird gerade mit den größten Gläubigern, drei österreichischen und drei deutschen Banken, über frische Kredite verhandelt. Um der angespannten Liquidität Herr zu werden, hat das Unternehmen mittlerweile auch drei Viertel seiner bis dato geplanten Entwicklungsprojekte von 7 bis 8 Mrd. Euro gestoppt. Die Geldnöte ebenfalls lindern sollen Immobilien-Verkäufe. Derzeit laufen Verhandlungen über den Verkauf des Wiener City-Towers an die Bundesimmobiliengesellschaft. Nicht veräußern will man hingegen die ehemals gemeinnützige Wohngesellschaft Buwog.
Die bis vor kurzem favorisierte Fusion von Immofinanz und Immoeast ist für das neue Management nur noch eine Option unter mehreren. Nicht ausgeschlossen wird die Hereinnahme eines kapitalkräftigen Partners nach dem Muster Meinl European Land. Zehetner: "Das Ergebnis unserer Arbeit muss jedenfalls sein, den Börsenkurs wieder in den einstelligen Euro-Bereich zu bringen."