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Szenen der Revolution

Von Bernhard Baumgartner

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Die Szenen, die wir derzeit aus Ägypten sehen, sind mehr als erschreckend: Da rasen Lastautos ungebremst durch demonstrierende Menschenmassen - wie ein Knäuel schieb das Fahrzeug ihre Körper vor sich her. Die verwackelten Handybilder, die wir von diesen offenbar mehrfach stattfindenden (und daher konzertierten) Ereignissen sehen, gelangen über die sozialen Netzwerke ins Internet und von dort auf die Fernsehschirme der Welt. Dort sieht man, was in Ägypten wirklich los ist. Live von der vordersten Front eines Bürgerkrieges, ober besser eines Krieges eines Regimes gegen die eigenen Bürger.


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Aber es ist noch eine Lektion, die wir hier lernen. Es hat nicht gereicht, die paar hunderten Journalisten vor Ort jagen, festnehmen und verprügeln zu lassen, um an der Macht zu bleiben. Was können ein paar hundert Kameras schon sehen in einem Konflikt, der an so vielen Fronten gleichzeitig stattfindet? Aber alleine in der Metropole Kairo gibt es Millionen Handys - und damit Millionen Kameras. Die meisten Ägypter verfügen bereits über ein Handy und posten damit Bilder und Videos ins Internet - und damit indirekt auf die Schirme der Nachrichtenredaktionen der Welt. Massive Sauereien, wie sie nun in Ägypten passieren, bleiben daher nicht wie früher unbemerkt. Die Welt sieht zu. Und sei es durch das Auge einer wackeligen Handykamera. Das ist der Unterschied zu früher: zu 1989, 1979 oder 1956. Und Fernsehen und Internet sind der Katalysator dieser Entwicklung. Eine mediale Revolution als Wegbereiter von politischen Revolutionen.