Londons Aktienhändler wollten kein Risiko eingehen. | London. (ap) Für viele Banker im Finanzzentrum von London galt am Mittwoch der übliche strenge Dresscode nicht: Statt im feinen Anzug durften sie in Jeans und T-Shirts zur Arbeit kommen, um nicht sofort für die Demonstranten erkennbar zu sein, die zu Tausenden im Bankenviertel gegen den G20-Gipfel protestieren. Die Londoner Handelskammer hatte ganz offiziell die Abkehr von den Kleiderregeln gestattet. Außerdem wurde die Empfehlung ausgegeben, nur die notwendigsten Besprechungen abzuhalten und die Sicherheitsvorkehrungen für die Büros hochzufahren.
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"Es ist eine merkwürdige Atmosphäre hier im Viertel, jeder scheint irgendwie beunruhigt", sagt Jeremy Batstone-Carr vom Aktienhändler Charles Stanley. "Alle die im Büro sein sollten, sind auch gekommen, aber wir gehen kein Risiko ein", fügt er an. Aber nicht alle Angestellten im Bankenviertel sind so vorsichtig. Einige provozieren die Demonstranten sogar und winken mit Zehn-Pfund-Noten aus ihren Fenstern.
Nicht alle Banker wollen sich vor den Demonstranten verstecken. "Das ist mein Land, meine Stadt", sagt etwa Colin Byron, der als Sachverständiger arbeitet. "Das ist die Rolle, die ich bei der Arbeit einnehmen muss. Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen."
Auch Colin Stanbridge, der Vorsitzende der Londoner Handelskammer, wollte nicht auf seine gewohnte feine Arbeitskleidung verzichten. "Was wir unseren Mitarbeitern gesagt haben, ist: Wenn ihr euch damit besser fühlt, dann tut es", sagt er der BBC.
Dagegen kann Simon Grice, der in einem Handelsunternehmen arbeitet, den gelockerten Kleidervorschriften durchaus etwas abgewinnen. "Das ist nett. Wir sollten das jeden Tag machen."