Am 7. Juni wählt Indonesien einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Nach dem erzwungenen Rücktritt von Langzeitpräsident Suharto, dessen laut US-Magazin "Time" angeblich ins | Ausland verschaffte Milliarden fieberhaft gesucht werden, übernahm dessen Parteifreund Bacharuddin Jussuf Habibie das Amt. Er mußte dem Inselstaat ein strenges Sparprogramm verordnen · die Asienkrise | hatte Indonesien in eine schwere Rezession geführt, der Internationale Währungsfonds machte Reformen zur Sanierung der Wirtschaft zur Bedingung für eine Finanzhilfe.
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Fast 131 Millionen Indonesier haben am Montag die Wahl unter 48 Parteien und deren Spitzenkandidaten für das neue Parlament mit 500 Abgeordneten und einen Präsidenten für eine 5-jährige
Amtsperiode · alle Gruppierungen wollen nun ihre Chance nützen. Unter Suharto waren nur drei offizielle Parteien zugelassen, das Regierungslager Golkar gewann immer.
Der Beste unter
den Schlechtesten
Sorgen bereitet Habibie neben der wirtschaftlich schwierigen Situation der soziale und politische Umbruch im Land · und ein Bündnis der drei größten Oppositionsparteien, der demokratischen PDI von
Megawati Sukarnoputri, der Partei des Nationalen Mandats (PAN) des moslemischen M. Amien Rais und der Nationalen Erweckungspartei (PKB) von Matori Abdul Djalil. Sie wollen die Golkar-
Vorherrschaft endgültig brechen.
Wie die "Jakarta Post" vor Beginn des Wahlkampfes unter Berufung auf den indonesischen Politikwissenschafter Ichlasul Amal berichtete, seien die Aussichten des wenig populären Habibie schlecht.
Dieser sei lediglich "Golkar's best of the worst". Zitiert wird auch der Rechtswissenschafter Soetandyo Wignyosoebroto, der Habibie Versagen in der Konfliktbewältigung in Ost-Timor wie auch bei der
Korruptionsbekämpfung vorwirft.
Die Bevölkerung fürchtet gewalttätige Auseinandersetzungen am Wahltag. Militär und Polizei setzen zum Schutz der Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java mehr als 62.000 Soldaten, Polizisten und
Hilfspolizisten ein. Während Armeechef General Wiranto Sicherheitsbedenken für einige Bezirke der 27 indonesischen Provinzen äußert und eine teilweise Wahlverschiebung vorschlägt, ist auf der vom
Tourismus geprägten Insel Bali nichts von politischen Unruhen zu bemerken.
Rote Mopedflotten
in Bali
Sukarnoputri ist bei den knapp 2,2 Millionen Balinesen aussichtsreichste Wahlwerberin. Ihre Wahlkämpfer rattern in roten T-Shirts mit dem PDI-Emblem eines schwarzen Stierschädels in Mopedflotten
über das Land, das sie mit roten Fahnen und überdimensionalen Wahlplakaten überziehen.
Ichlasul Amal prognostiziert politischen Erfolg, "wenn die Menschen endlich dreimal am Tag zu essen haben". Sukarnoputris rote Flotte verteilt T-Shirts und säckchenweise Reis. Ihre Plakate verkünden
schlicht: "Megawati is the best".