Investor Martin Schlaff mischt wieder mit. | Markt bietet großes Potenzial. | Wien/Minsk. Die Spekulationen haben ein Ende, der Einstieg der Telekom Austria (TA) in Weißrussland ist seit gestern, Mittwoch, offiziell. Offiziell ist auch, dass die Telekom den zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkanbieter MDC (2,7 Millionen Kunden, Marktanteil: rund 42 Prozent) indirekt über die zypriotische SB Telecom Limited des syrischen Geschäftsmanns Ead Samawi und dessen Partner Martin Schlaff übernimmt.
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Schlaff spielte schon in Bulgarien eine wichtige Rolle für die Telekom Austria, indem er die bulgarische Mobiltel zunächst mit Partnern kaufte und später an die Telekom Austria weiterverkaufte.
Die TA erwirbt nun vorerst 70 Prozent der SB Telecom, informierte CEO Boris Nemsic in einer Pressekonferenz. Der Unternehmenswert für diesen Anteil wird mit 730 Mio. Euro beziffert. 2010 hat die Telekom eine Option auf die restlichen Anteile zu einem Preis von 320 Mio. Euro. Als "nicht gerade ein Schnäppchen, aber akzeptabel", bewertet RCB-Analyst Daniel Damaska das Volumen des Deals. Die Telekom Austria habe aber angesichts des großen Marktpotenzials in Weißrussland gute Chancen, das Geld in den nächsten Jahren zurückverdienen zu können. Wie berichtet, beträgt in Weißrussland die Mobilfunkpenetration erst 62 Prozent, während die Rate etwa in Kroatien und Bulgarien sowie in Österreich über 100 Prozent liegt, da viele bereits zwei Handys benutzen.
Politisch heißes Pflaster
Das Pflaster, auf das sich die Telekom Austria nun begibt, ist politisch heiß. Die Kritiker von Weißrusslands Präsidenten Alexander Lukaschenko bezeichnen ihn seit dem Sturz von Slobodan Miloevic als letzten Diktator Europas. Die politische Komponente sollte jedoch nicht überbewertet werden, sagt Vasili Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). "Grundsätzlich bietet so eine Beteiligung große Chancen", so Astrov im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Das Engagement ausländischer Unternehmen in Weißrussland halte sich noch in Grenzen, doch die Erfahrungen derer, die bereits in diesen Markt eingetreten sind, seien durchwegs gut. Astrov verweist zum Beispiel auf die Raiffeisen Zentralbank (RZB) mit ihrer Beteiligung an der Priorbank und auf die Wiener Städtische Versicherung. Diese ist mit zwei Beteiligungen am weißrussischen Versicherungsmarkt vertreten, der allerdings noch sehr stark reglementiert ist.
Nemsic wollte sich zur politischen Komponente seines Deals in Weißrussland nicht äußern. "Es ist nicht meine Aufgabe, die politische Situation zu kommentieren", betonte er. Und: "Ich habe Lukaschenko nie getroffen." Das hat Samawi für ihn erledigt, der ausgezeichnete persönliche Beziehungen zu Lukaschenko unterhält.
Bisher operiert die TA bzw. die Mobilkom außer auf ihrem Heimatmarkt noch in Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien und - seit wenigen Wochen - Mazedonien. Als nächstes Ziel hat Nemsic die bosnische BH Telecom im Visier.