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Allergologen bevorzugen aber Injektionen | Die einzige Therapie, die gegen Allergien ursächlich helfen kann, ist die Allergie-Impfung. Andere Maßnahmen wie Antihistaminika und Cortison-Sprays verringern bloß die Symptome. Doch die Immunisierung war bis vor wenigen Jahr zwingend mit der regelmäßigen Injektion von Allergenen unter die Haut verbunden. Eine Änderung brachte zuletzt eine Gräser-Tablette, die man täglich unter der Zunge zergehen lassen muss.
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"Das hilft bei Heuschnupfen auch langfristig, zumindest ein Jahr nach Ende der Therapie", erklärte am Montag beim Europäischen Allergologen-Kongress in Warschau (bis 10. Juni) der britische Experte Stephen Durham. Eine ähnliche "Tabletten-Impfung" gegen Hausstaubmilden-Asthma ist ebenfalls in Entwicklung.
Durham, Professor am Royal Brompton Hospital in London, hat eine Langzeitstudie mit Gräserpollen-Allergikern und Heuschnupfen durchgeführt: "24 Prozent der Bevölkerung leiden unter saisonalem Heuschnupfen. Bei 60 bis 70 Prozent lassen sich die Symptome mit Antihistaminika in Tablettenform oder Cortison-Spray in den Griff bekommen. Aber es gibt doch einen beträchtlichen Teil an Betroffenen, bei denen diese Mittel nicht ausreichen."
In einer groß angelegten Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie unter Leitung des britischen Experten bekamen 634 Gräserpollen-Allergiker drei Jahre lang täglich die Gräserpollen-Pille ("Grazax"/ALK) oder ein Placebo. Dann wurde mit der Therapie aufgehört. Die Probanden wurden allerdings ein Jahr lang weiter überwacht, ohne dass die Ärzte wussten, wer das Scheinmedikament und wer die echten Sublingualtabletten bekommen hatte. Am Ende blieben noch 157 Probanden in der "Grazax"-Gruppe und 126 in der Placebo-Gruppe übrig.
Ergebnisse stimmen optimistisch
Die Ergebnisse: Im ersten Jahr der Behandlung hatten jene Patienten, welche das wirksame Medikament bekamen, im Vergleich zu den Placebo-Probanden um 32 Prozent geringere Symptome, im zweiten Jahr um 44 Prozent weniger und im dritten Jahr um 37 Prozent weniger Beschwerden. Der Unterschied blieb ein Jahr nach dem Ende der Behandlung erhalten: minus 31 Prozent in der Schwere der Symptome im Vergleich zu dem Scheinmedikament.
Nach dem Ende des vierten Jahres benötigten die Patienten, welche das echte Arzneimittel bekommen hatten, im Durchschnitt um 29 Prozent weniger sonstige medikamentöse Therapie, median (bei 50 Prozent) waren es minus 52 Prozent.
Das sind natürlich sehr positive Daten. Unter den Allergologen wird aber offenbar primär weiterhin die Impfung per Injektion präferiert. Die deutschen, Schweizer und österreichischen Allergologen sind derzeit dabei, ein Positionspapier zu dem Thema zu erstellen. Darin heißt es derzeit im Entwurf sinngemäß, dass die "Allergie-Impfung" mit Sublingual-Tropfen oder -Tabletten nur dann verwendet werden sollte, wenn eine herkömmliche subkutane Impfung (unter die Haut) nicht möglich ist.