Duschanbe - Für Heroin und Rohopium aus dem von den Taliban kontrollierten Teilen Afghanistans ist das Nachbarland Tadschikistan seit Jahren meist die erste Station auf dem Weg zu den "Endverbrauchern" in Westeuropa. Doch der autoritär regierende Präsident der ehemaligen Sowjetrepublik, Emomali Rachmonow, möchte dem zweifelhaften Ruf seines Landes als Transitland ein rasches Ende bereiten. Überraschend schnell wurde daher die UNO um Hilfe gebeten, und nicht minder schnell halfen die Vereinten Nationen mit dem Aufbau einer effektiven Behörde in Duschanbe zum Kampf gegen den Drogenschmuggel.
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"Tadschikistans Präsidiale Agentur zur Drogen-Überwachung", lautet der Titel dieser im Juni 1999 gegründeten Behörde, die ausschließlich dem Präsidenten verantwortlich ist. Knapp elf Millionen Dollar hat die UNO-Behörde ODCCP (Büro für Drogen-Überwachung und Kontrolle der Kriminalität) in diese Agentur und andere Projekte investiert.
Schon in kürzester Zeit mauserte sich diese mit weit reichenden Befugnissen ausgestattete Sonderbehörde zu einer der erfolgreichsten in Mittelasien. Vor allem die Tatsache, dass die präsidialen Drogenbekämpfer nicht in die klassischen Polizeistrukturen eingegliedert und dadurch effektiver sind, erleichtert ihre Arbeit. Dass sie außerdem im Vergleich zu Staatsbeamten, die im Monat bestenfalls zehn Dollar verdienen, hohe Gehälter beziehen, macht sie zudem weniger korruptionsanfällig.
Die Arbeit trägt zählbare Früchte. Allein in diesem Jahr wurden in Tadschikistan knapp 6,7 Tonnen Drogen aus dem Verkehr gezogen, jeweils zur Hälfte Rohopium und Heroin. Und das ist bereits die doppelte Menge im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. "Rechnet man die UNO-Investition von elf Millionen Dollar gegen den Kilo-Preis von 30.000 Dollar (450.000 Schilling) für Heroin in Europa auf, hat sich die Arbeit schon gelohnt", sagt der ODCCP-Vertreter. "Und wenn wir bedenken, dass der Drogenhandel eng mit Terrorismus verzahnt ist, verdoppelt sich unser Erfolg."
Doch die ODCCP befasst sich in Tadschikistan nicht nur mit der aktiven Bekämpfung des Drogenhandels. Die an "vorderster Drogenfront" stehenden russischen Truppen an der tadschikisch-afghanischen Grenze werden ebenso logistisch unterstützt wie die Polizei Tadschikistans. In Duschanbe entstand zudem ein Spezial-Labor mit einer zentralen Datenbank, in der sämtliche Erkenntnisse gespeichert werden. "Dies erleichtert die Zusammenarbeit mit europäischen Behörden, wie etwa dem deutschen Bundeskriminalamt", heißt es. Aus diesen Kontakten wiederum könnten Rückschlüsse auf die Routen der Drogenschmuggler bis hin zu den großen Bossen gezogen werden.
Trotz der Erfolge gegen die Drogen-Mafia in Tadschikistan bleiben die Erfolge bei der Suche nach den Drahtziehern aus. "Aus der Zeit des tadschikischen Bürgerkriegs gibt es im Land immer noch viele Kriegsfürsten, die ihre Territorien fest beherrschen und die Gelder dafür aus dem Drogenhandel beziehen", sagt Marc Gilbert, Botschafter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Da sich weder Polizei noch Streitkräfte auf ein blutiges Kräftemessen mit diesen "Fürsten" einlassen wollen, bleiben diese Drogenrouten weiter offen. "Es trifft dann immer nur die kleinen Fische", stellt Gilbert fest. Erschreckend für ihn ist, dass fast 80 Prozent der festgenommenen Drogenkuriere Frauen sind, denen in Tadschikistans Gefängnissen ein schweres Schicksal bevorsteht.