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Die USA haben nun in Pakistan mit intensiven Drohnen-Attacken den Tod von acht CIA-Mitarbeitern in Afghanistan gerächt - mit Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes.
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Bei ihren gemeinsamen Operationen gegen die in den Stammesgebieten verschanzten Taliban-Kämpfer scheinen die USA und Pakistan nun einem klassischen Kriegsratschlag zu folgen: abrechnen statt wahnsinnig werden vor Wut. Seit Beginn des Jahres haben die USA die Zahl ihrer Predator-Angriffe erhöht - mit kräftiger pakistanischer Unterstützung. Dabei sollen unter anderem die Taliban-Führer Hakimullah Mehsud und Qarimullah Hussain, der Selbstmordattentäter ausgebildet hat, getötet worden sein.
Obwohl die Predator-Drohnen ihre Hellfire-Raketen aus enormer Höhe abwerfen, ist dies eine intensive wie unerbittliche Tötungsaktion. Und die Verantwortlichen hoffen, bald auf diese Weise auch Al-Kaida-Führer zu erwischen. Die Woge von Predator-Angriffen ist die Antwort auf den Selbstmordanschlag auf die afghanische CIA-Basis Khost vom 30. Dezember, bei dem acht CIA-Mitarbeiter starben. Das weckte bei vielen heftige Rachegelüste, die nun mit Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes erfüllt wurden.
Obwohl Pakistan offiziell die Drohnen-Angriffe kritisiert, verriet mir ein Regierungsbeamter, die jüngste Aktion sei "in voller Kooperation" mit der pakistanischen Regierung erfolgt. "Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit."
Dieser Sinneswandel kommt wohl daher, dass Pakistan mittlerweile seine eigene Rechnung mit den Taliban offen hat, deren Attentate sich von Peshawar bis Lahore erstrecken. Mehrfach war auch Pakistans Geheimdienst Ziel von Taliban-Anschlägen. Das erklärt das neue kooperative Verhalten. "Für unseren Geheimdienst wurde das zu einer persönlichen Angelegenheit", erklärte mir der pakistanische Regierungsbeamte: Die Wut über die Angriffe auf die Kollegen hat sich in bisher nur zögerlich gezeigte Kooperationsbereitschaft verwandelt.
Noch vor kurzem war man in US-Militärkreisen ziemlich frustriert, dass Islamabad zwar den Kampf der USA gegen die pakistanischen Taliban und deren Sprengstoffanschläge lobte, aber selbst nicht gegen die Aufständischen vorgehen wollte, die Verbindungen zu den afghanischen Taliban haben, die Anschläge auf US-Soldaten verüben. Auch das scheint sich jetzt geändert zu haben. "Die stecken mehr unter einer Decke, als wir dachten", sagte der pakistanische Regierungsbeamte, "das ist eine abgekartete Sache." Auch Pakistan sei nun zu dem Schluss gekommen, dass die militanten Organisationen gruppenübergreifend arbeiten.
Trotz aller bisherigen Reibungen, wie sie noch vor kurzem beim Pakistan-Besuch von US-Verteidigungsminister Robert Gates zu beobachten waren, funktioniert die verstärkte Zusammenarbeit nun offenbar einwandfrei. Sowohl aus Pakistan wie auch aus den USA war am Dienstag einhellig zu hören, die diesbezüglichen Berichte seien übertrieben. Aus dem pakistanischen Militär wurde als Beispiel angeführt, dass gleich am nächsten Tag, nachdem behauptet worden war, Pakistan weigere sich, seine Offensive in Südwaziristan und anderen Stammesgebieten auszuweiten, ein Luftangriff auf Ziele in Nordwaziristan erfolgte.
Die Spannungen zwischen den USA und Pakistan lösen sich deswegen aber keineswegs in Luft auf. Und es ist auch nicht sehr wahrscheinlich, dass Pakistan bald den Erfolg der US-Drohenangriffe in aller Öffentlichkeit loben wird. Die vielen Taliban-Angriffe auf die pakistanische Zivilbevölkerung und die besonders unverschämt durchgeführten Anschläge auf das stolze pakistanische Militär haben aber bewirkt, dass Pakistan jetzt zurückschlagen will.
"Drone attack" ist schon seit einiger Zeit ein ganz normaler Begriff im Urdu-Wortschatz. In letzter Zeit wird er allerdings deutlich weniger tadelnd ausgesprochen, als noch vor ein paar Monaten.
Übersetzung: Redaktion