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Täglich länger arbeiten? - Junge dafür, Ältere dagegen

Von Brigitte Pechar

Politik

Industrie drängt auf mehr Flexibilität: Das sei wichtig im Wettbewerb.


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Wien. Die ÖVP, die die Debatte um eine Verlängerung der täglichen Höchstarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden angezettelt hat, erhält nun teilweise Unterstützung von einer aktuellen Umfrage der Wiener Agentur kfp. Die Jungen sind für längeres tägliches Arbeiten, die Älteren dagegen.

61 Prozent der jüngeren Arbeitnehmer bis zu 35 Jahren sprechen sich laut kfp für eine Erhöhung der maximalen Tageshöchstarbeitszeit auf zwölf Stunden aus. Bei den Über-44-Jährigen hingegen lehnen 57 Prozent eine solche Änderung ab. Insgesamt sprechen sich 48 Prozent der 994 befragten Arbeitnehmer für eine Ausdehnung aus, 44 Prozent lehnen dies ab, allerdings sind die Frauen mehrheitlich dagegen. Das gibt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek recht, die darauf verwiesen hatte, dass es schon jetzt für viele Frauen mit Kindern schwierig sei, einen Vollzeitjob anzunehmen. Es sei daher "etwas zynisch", wenn die ÖVP von höherer Arbeitszeit spricht, sagte die Frauenministerin.

Dass gerade Ältere sich gegen eine Verlängerung der Tageshöchstarbeitszeit aussprechen, verwundert in der Arbeiterkammer nicht. Tatsächlich zeige sich, dass Arbeitnehmer in Karriereberufen durchaus Bereitschaft zur Selbstausbeutung hätten, sagt Gerda Heilegger, Arbeitsrechtsexpertin der Arbeiterkammer zur "Wiener Zeitung". "Die Menschen halten das auch einige Jahre durch, aber dann schlittern sie ins Burnout. Die geltenden Arbeitszeitregelungen haben daher Sinn."

Und tatsächlich zeigen auch die Statistiken, dass die Österreicher am zweitlängsten in der EU arbeiten: Mit 41,8 Stunden pro Woche liegen sie hinter den Briten mit 42,2 Stunden. Im Durchschnitt arbeiten Vollzeitarbeitnehmer in der EU laut Eurostat 40,2 Stunden pro Woche.

Dennoch, die Industrie drängt auf mehr Spielraum. "Es geht nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen, sondern dann zu arbeiten, wenn die Arbeit zu erledigen ist", sagt Bernhard Reisner, Vice President Human Capital der Miba AG, zur "Wiener Zeitung". Unternehmen im globalen Wettbewerb müssten flexibel auf Kundenwünsche reagieren können. "Im Wettbewerb der Regionen werden sich die durchsetzen, die praktikable Tages-Höchstarbeitszeiten sowie zeitgemäße Durchrechnungszeiträume haben", betonte Reisner.