Zum Hauptinhalt springen

Taiwans Präsident nennt Nordsee als Vorbild für Rohstoffförderung

Von Michael Schmölzer

Politik

Ma Ying-jeou macht bemerkenswerten Vorschlag zur Einigung im Inselstreit.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Brüssel/Wien. Auf den ersten Blick handelt es sich bei der umstrittenen Inselgruppe Senkaku/ Diaoyu im Ostchinesischen Meer um wenig mehr als unbewohnte Felsen. Wissenschafter vermuten allerdings enorme Gas- und Ölvorräte unter der Oberfläche. Eine chinesische Schätzung geht von 213 Milliarden Barrel Öl aus, die auf ihre Förderung warten. Sollten sich diese Schätzungen bewahrheiten, würde es sich hier um die größten Erdölvorräte außerhalb Saudi-Arabiens handeln. Die vermuteten Reichtümer fachen den Territorialstreit an, wobei Taiwans Präsident Ma Ying-jeou einen bemerkenswerten Vorschlag zur Einigung gemacht hat.

"Kooperation statt Krieg"

Demnach könnten Taiwan - das mit China traditionelle verfeindet ist -, Peking und Japan die Bodenschätze gemeinsam fördern. Ma Ying-jeou legt den Konkurrenten nahe, ihren Konflikt beizulegen und bei der Förderung von Ressourcen zu kooperieren. "Ein Beispiel, das zu einer Erfolgsgeschichte wurde, ist die Nordsee. Dort haben sich die Beteiligten darauf verständigt, Ölfelder gemeinsam zu fördern", zitiert Ying-jeou Europa als Vorbild.

In der EU beobachtet man die Zuspitzung des Konflikts mit wachsender Besorgnis. "Wir verfolgen die Entwicklungen sehr genau", so Maja Kocijancic, Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton, zur "Wiener Zeitung". Eine stabile Asien-Pazifik-Region sei ganz wesentlich im strategischen Interesse der Europäischen Union. Der Streit zwischen Japan und China sollte nach Ashtons Willen auf dem Weg des Dialogs gelöst werden. Man begrüße deshalb die Tatsache, dass China und Japan bereits Gespräche auf Beamtenebene führten.