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Terroristen nehmen hunderte Geiseln. | Sunnitische Minderheitensekte war Ziel des Angriffs. | Neu Delhi. (at) Taliban-Kämpfer haben im ostpakistanischen Lahore zwei Moscheen gestürmt und über 2000 Menschen als Geiseln genommen. In einem koordinierten Doppelanschlag drangen etwa ein Dutzend Terroristen in die beiden Gotteshäuser in der Millionen-Metropole ein, schossen wahllos in die Menge und warfen Handgranaten.
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Einige der Terroristen hatten auch Sprengstoffgürtel getragen und sich selbst in die Luft gesprengt. Die beiden Moscheen in unterschiedlichen Vierteln der Stadt waren zum traditionellen Freitagsgebet gut besucht. Mindestens 70 Menschen starben, 80 wurden verletzt.
Heftige Feuergefechte
Sicherheitskräfte leisteten sich über zwei Stunden lang Feuergefechte mit den schwer bewaffneten Islamisten. Die pakistanischen Taliban TTP (Tehrik-e-Taliban) bekannten sich laut dem TV-Sender Geo zu der Bluttat. Die beiden Moscheen in den Stadtteilen Garhi Shahu and Model Town in Lahore gehören zur islamischen Reformbewegung der Ahmadiyya, die in Pakistan 1974 als nicht muslimisch erklärt wurde. Die Ahmadi-Muslime glauben nicht, dass Religionsstifter Mohammed der letzte Prophet des Islams war, sondern lediglich der "größte und beste". Diese Ansicht halten orthodoxe Muslime für ketzerisch.
Pakistan hat etwa vier Millionen Ahmadiyya-Anhänger. Die religiöse Minderheit war bereits früher Ziel von Übergriffen geworden. Sektiererische Gewalt hat in Pakistan in der letzten Zeit zugenommen. In dem Bekennerschreiben der Taliban hieß es denn auch an die Adresse der "Ahmadis", der Angriff sei die letzte Warnung an sie, Pakistan zu verlassen. Anderenfalls würden sie sterben.
Lahore war bereits in den vergangenen Monaten Ziel schwerer Terroranschläge. Im März kamen bei einem Selbstmordattentat in einer reichen Wohngegend nahe einer Moschee 45 Menschen ums Leben. Auch jener Anschlag fand während des traditionellen Freitagsgebets statt. Die in Süd-Wasiristan beheimatete TTP gilt als eine der gefährlichsten Terrorgruppen Pakistans. Gegen sie führt das pakistanische Militär im afghanischen Grenzgebiet eine Offensive durch. Seither hat die Anzahl der Terror-Anschläge im Land stark zugenommen. Die Tehrik-e-Taliban sollen auch Verbindungen zum Time-Square-Bomber haben, der am 1. Mai versucht hatte, mit einem Auto voll Sprengstoff ein Attentat auf dem belebten Platz im Herzen New Yorks zu verüben.