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Talk in der Prosecco-Falle

Von Francesco Campagner

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Diskussionssendungen waren einst das Salz in der geschmacksneutralen Fernsehsuppe: Der "Club 2" in seinen besten Tagen - schlechte hatte er auch mehr als genug - und manch andere Sendung, die vom Ausland via Kabel oder Satellit in die österreichischen Haushalte gelangte. Mittlerweile finden Diskussionen fast überall statt. In der "ZiB 3" genauso wie - in zartem Ausmaße - bei Mattersbergers morgendlicher Kochsendung. So ist es nicht verwunderlich, dass auch derjenige, der von solchem verbalen Austausch der Standpunkte seit Bassenatagen längst genug hat, unweigerlich zum Augen- und Ohrenzeuge des grenzenlosen Meinungsaustausches wird. Gut, wer die "Karlich Show" sieht, ist selbst schuld. Doch jüngst entdeckte ich, unschuldig hineingeraten, dass die Sendung durchaus auch ein Fall für Cineasten sein kann. Denn ohne Ton bietet sie ein durchaus treffliches Mimikspiel, einzig die Farbe stört noch.

Ganz anders präsentierten sich da die beiden Kulturpolitiker am späten Montagabend bei Barbara Rett. Da standen eindeutig die Töne im Vordergrund, die Mimik wurde sehr zurückhaltend eingesetzt - ein rotes Wänglein da, ein fahler Schein dort. Nur die Sitzhaltung (gerade-starr gegen leicht gelümmelt) deutete noch ein wenig auf körperliche Ausdruckskraft von M & M hin. Ohne Ton hätte die Diskussion keine Chance auf eine Teilnahme bei dem Kurzfilm-Wettbewerb in Cannes. Mit Ton schon eher: als Parabel über den Stellenwert der Kultur zwischen Parteipolitik und "Prosecco"-Problemen.