Zum Hauptinhalt springen

Talken will ersessen werden

Von Sabine Ertl

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Sandra Maischberger ist eine begnadete Talkerin. Mit ihrem ganz typischen Charme samt der in ihren Augen funkelnden Wissbegierde hat sie bislang auf "n-tv" die gesamte Prominenz zum Reden gebracht. Doch seit Maischberger in Bioleks Fußstapfen getreten ist und ihrer Profession auch im ARD nachgeht - das sind bis dato zweieinhalb Monate -, steht ihre Sendung vor einem sich abzeichnenden Quotenproblem. Das Ende von zwölf Jahre "Boulevard Bio" hat niemand so richtig überwunden, und an Maischberger als "vermenschlichte" Polit-Talkerin will sich niemand gewöhnen. Also dümpelt "Menschen bei Maischberger" (immer dienstags um 23 Uhr) bei niedrigen Einschaltziffern vor sich hin.

Wie man den Motor zum Laufen bringen und die "Maischberger-statt-Biolek-Ära" vor dem vorzeitigen Aus bewahren könnte, führt uns der Sonnenstrahl aller Talker, Johannes B. Kerner, dieser Tage vor: Er hat sich eine ganze Woche lang Boris Becker zum Gast gemacht, um mit ihm unter dem Motto "Becker und Freunde" ausschließlich über Becker "plaudern zu lassen". Ein genialer Schachzug? Eine Starthilfe für Becker als Neo-Talker? Kann sein, doch werden wir es wohl nicht eher wissen, bis der noch im Biografie-Rausch befindliche Boris über weitere Meilensteine in seiner Karriere entscheidet. Also wäre es im Falle Maischberger durchaus förderlich, wenn ihr Biolek, der sich zwischenzeitlich als wdr-Fernsehkoch ("alfredissimo!") betätigt, "leihweise" zur Seite steht, um die störrische Biolek-Gemeinde zu versöhnen. Einen Versuch wäre es allemal wert.