)
Ex-Bürgermeister Helmut Zilk im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". | "Studenten müssen einsehen, dass nicht alles gratis sein kann." | "Wiener Zeitung":Die so genannte Fotoaffäre von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und die Reaktionen von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sorgen für Querelen innerhalb der SPÖ und für Spott der anderen Parteien.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Helmut Zilk: Ja, das ganze ist eine unglückliche Situation. Die Kommunikation nach außen ist da nicht ganz glücklich verlaufen. Aber eines muss ich Ihnen schon sagen. Die, die jetzt die ganze Affäre so hoch putschen, denen sag ich: Straches ganze Art ist nur für die überraschend, die ihn nicht schon längst durchschaut haben. Wir sind lange genug im Geschäft und kennen auch die Hintergründe, beispielsweise mit wem er liiert war und welche Politik er vertritt. Das man ihm jetzt so viel medialen Spielraum gibt und so ein Tamtam macht, schadet allen.
Gusenbauer hat nach Meinung vieler Kritiker anfangs zu milde reagiert auf die aufgetauchten Jugendfotos, die Strache bei wehrsportähnlichen Übungen zeigt.
Zwei Dinge sind hierbei wichtig. Das eine ist eine ganz klare Abgrenzung, die nötig ist zu allem, was in die Richtung von nationalsozialistischem Gedankengut geht oder gehen könnte. Das zweite ist eine klare Ablehnung, die man auch ausdrücken muss als Politiker. Auch Gusenbauer distanziert sich klar von diesem Gedankengut. Jugendtorheiten hin oder her, Strache muss das aufklären.
Aber nicht nur Strache sorgt für SPÖ-internen Konflikt, auch aufgrund der Studiengebühren rumort es.
Ich werde mich vielleicht jetzt bei einigen Studenten unbeliebt machen, aber ich bin ganz klar für Studiengebühren. Es geht nicht, dass die Pensionisten mit ihren Steuern die Studenten finanzieren. Die Studenten müssen einsehen, dass nicht alles gratis sein kann. Schon vor 20 Jahren habe ich mit meinen Kollegen darüber gesprochen, dass Gebühren unumgänglich sind. Aber man darf da nicht über die Studenten drüberfahren. Man muss mit ihnen reden und ihnen folgendes vermitteln: Warum sollen nicht alle, die wohlhabend sind, etwas dazu beitragen? Parallel dazu soll es für die bedürftigeren ein gut funktionierendes Stipendiensystem geben.
Dennoch verstehen Sie die Proteste der Studenten.
Selbstverständlich verstehe ich die derzeitige Wut der jungen Menschen, denen vor der Wahl Dinge versprochen worden sind, die finanziell so nicht umsetzbar sind. Das waren die großen Fehler von Gehrer und Gusenbauer, solche Dinge zu versprechen.
Gebrochene Wahlversprechen?
Man muss sich halt überlegen, was man verspricht und dass die Menschen das dann auch einfordern. Aber selbst wenn die SPÖ 51 Prozent gehabt hätte, würde das nichts an der langfristigen Unfinanzierbarkeit vieler Wahlversprechen ändern. Man kann alles finanzieren, aber das Budgetloch wird dann ins Bodenlose versinken und man wird die Rechnung dann präsentiert bekommen.