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Tanken mit grünem Gewissen

Von Bernd Vasari

Wirtschaft
Autos mit Verbrennermotoren könnten mit synthetischen eFuels betankt werden.
© Getty Images

Österreichisches Kraftwerk soll klimaneutralen Kraftstoff eFuel für Ölheizungen sowie Diesel und Benziner herstellen.


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Die Klimaziele sind definiert. Das Pariser Abkommen gibt den Weg vor, damit die Menschen in ein paar Jahrzehnten klimaneutral leben. Neue Kraftstoffe wie Stromantrieb, Wasserstoff, Wind- und Solarenergie soll es dann geben, so viel und so preiswert, dass fossile Brennstoffe nicht mehr nötig sind und weitaus weniger CO2 in die Umwelt geblasen wird, als heute. So lautet der Plan.

Unklar ist jedoch, was mit den jetzigen Klimasündern passieren soll, mit den bereits gekauften Autos, mit den bereits installierten Ölheizungen, mit den Flugzeugen und Schiffen, die wohl noch länger mit Erdöl-basierenden Kraftstoffen angetrieben werden.

"Autos die heute erzeugt werden, werden noch drei Jahrzehnte fahren", sagt Jürgen Roth. "Auch die 700.000 ölbeheizten Haushalte in Österreich werden nicht über Nacht verschwinden." Roth ist Eigentümer der Tank Roth GmbH und Chef des Instituts für Wärme- und Öltechnik (IWO). Gemeinsam mit dem Hightech-Autozulieferer AVL List hat er vor kurzem eine Initiative ins Leben gerufen. Ihr Ziel: Eine breite Allianz für sogenannte eFuels - synthetische flüssige Kraft- und Brennstoffe, erzeugt aus erneuerbarem Strom (Wasser, Sonne, Wind). Damit würde die bestehende Infrastruktur grün werden, sagt Roth. "Kein Cent müsste in neue Infrastruktur fließen, die gleiche Ölheizung, der gleiche Pkw, der gleiche Lkw kann weiter verwendet werden."

Für die Herstellung des Kraftstoffes plant die Initiative den Bau von Österreichs erster Power-to-Liquid-Anlage. Die dafür notwendige Hochtemperaturelektrolyse wurde von AVL List entwickelt. "Wir wollen mit dem Bau der Anlage in einem Jahr beginnen", sagt Jürgen Rechberger. "Ende 2023 soll sie in Betrieb gehen." Die Investitionssumme liegt im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.

Eine Lösung für den Übergangsbereich

Als Alternative zu Elektro-Mobilität oder Wasserstoff sieht Rechberger den synthetischen Kraftstoff nicht. "Das ist eine Lösung für den Übergangsbereich. Langfristig müssen wir in Richtung E-Mobilität gehen", sagt er.

Auch in Deutschland wurde vor kurzem eine Allianz für eFuel gegründet. Geschäftsführer ist der ehemalige Hamburger Bürgermeister Ole von Beust. "Um unser gemeinsames Klimaziel zu erreichen, brauchen wir mehrere Energiemöglichkeiten", sagt er. Das Interesse an eFuels ist groß. Seit der Gründung vor drei Monaten konnte die Allianz mehr als 100 Mitglieder anwerben. Die Kräfte sollen nun gebündelt werden, eine enge Kooperation mit der Initiative aus Österreich wird angestrebt.

Wie die Power-to-Liquid-Anlage funktioniert: Die Anlage verfügt über eine elektrische Anschlussleistung von 1 Megawatt erneuerbarem Strom (Wasser, Sonne, Wind). Sie wird zweistufig ausgeführt. In der ersten Stufe wird Wasserstoff mit über 80 Prozent Wirkungsgrad erzeugt. Die dafür notwendige Hochtemperaturelektrolyse wurde von AVL List entwickelt.

Parallel dazu wird CO2 aus einem Industriegas (z.B: Stahlanlage) oder aus einer Biogas/Biomasse-Anlage ausgestoßen.

In der zweiten Stufe werden Wasserstoff und CO2 einer sogenannten Fischer-Tropsch-Syntheseanlage zugeführt. In dieser wird der synthetische Kraftstoff erzeugt. Die Anlage wird jährlich 500.000 Liter Dieseläquivalent produzieren. Dafür benötigt sie jedoch 20 bis 30 Prozent weniger Energie.