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Tanken zum halben Preis: Salzburger Spritpreis-Wunder war Eintagsfliege

Von Hermann Sileitsch

Analysen

Den Tank füllen und nur die Hälfte dafür bezahlen - an einigen Tankstellen im Großraum Salzburg war dieser Autofahrertraum am Montag einige Stunden lang Realität. Wer sich erhofft hatte, diese paradiesischen Zustände wären von Dauer, für den folgte tags darauf die Ernüchterung: Normalität ist eingekehrt, die Preise an den Zapfsäulen nähern sich auch in Salzburg und Umgebung wieder dem gewohnten Niveau an.


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Was hat die Aktion dann gebracht? Profitiert hat in erster Linie der neu gestartete Anbieter: Ihm hat die Aktion den erwünschten Werbeeffekt gebracht - viele Zeitungen hoben den kurzzeitigen Sprit-Preiskampf sogar in ihre Titel-Schlagzeilen. Eine unbezahlbare (und aus Mediensicht unbezahlte) Reklame.

Für die Mineralölbranche war die Aktion ein Eigentor. Sie muss mehr denn je mit dem Vorbehalt leben, die Preise hoch zu halten. "Schau an, es muss nur ein Neuer kommen, dann geht es ja plötzlich doch, dass der Spritpreis sinkt", regt sich des Volkes Zorn.

Darin steckt ein Körnchen Wahrheit: Die Preise an den Zapfsäulen werden tatsächlich im regionalen Wettbewerb (oder Gleichklang) festgelegt. Tankstellen-Pächter sind verpflichtet, mehrmals pro Tag die Preise umliegender Stationen zu melden. Danach wird zentral bestimmt, ob eine Preisanpassung erfolgt. Die Folge: Wo starke Konkurrenz herrscht, ist Treibstoff billiger - nicht um die Hälfte, aber doch spürbar. Die Halbierung der Preise in Salzburg war jedoch schlicht und einfach eine Werbestrategie - und die Reaktion darauf.

Einer Studie von Wood Mackenzie zufolge liegen die Tankstellenmargen für Diesel in Österreich im Schnitt nämlich bei 7,79 Cent pro Liter. Davon sind die Kosten für Transport, Lagerung, Verwaltung, Vertrieb abzuziehen - die Gewinnschwelle liege somit bei 6 bis 6,5 Cent. Da der neue Diskontanbieter ohne Personal auskommt, kann er sein Ziel, um 2 Cent billiger als üblich anzubieten, womöglich erreichen. Den großen Ansturm wird das aber nicht auslösen.

Die Tankstellen verdienen heute aber ohnedies vor allem mit ihren überteuerten Einkaufsshops. Dort schauen selbst Kunden, die kilometerweite Umwege und stundenlanges Anstellen wegen des um ein paar Cent günstigeren Sprits in Kauf nehmen, nämlich überhaupt nicht aufs Geld.

Siehe auch:

Sprit-Schlacht von Salzburg zu Ende