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Tankstellen: Nur mit Sprit ist kein Geld zu verdienen

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Diskont versus Service: Automaten sparen Personal.
© © Andreas Kolarik

Wegen Preiskampf setzen Firmen auf Service-Standorte und Tankautomaten.


Wien. Das Tankstellengeschäft ist schwierig: "Mit Treibstoff allein lässt sich kaum Geld verdienen. Der Großteil des Umsatzes kommt über Shops, Autowäsche oder Reifenservice", sagt Alexander Piekniczek, Geschäftsführer des Tankstellen-Fachverbandes der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Das haben auch die Einzelhändler entdeckt: Die Rewe-Tochter Merkur arbeitet aktuell in einem "Pilotprojekt zur möglichen Zusammenarbeit an Tankstellen", heißt es von BP. Aus der Branche ist zu hören, dass bereits die ersten Tankstellen an Wiener Stadtzufahrten umgebaut werden. Derzeit werden die 132 Shops in 150 BP-eigenen Tankstellen vom Großhändler Lekkerland beliefert. Insgesamt umfasst das BP-Netz in Österreich 394 Standorte.

Rewe International soll künftig laut Insidern auch Eni/Agip-Tankstellen beliefern - von Rewe heißt es allerdings, dass "derzeit dazu noch keine Informationen bekanntgegeben" werden können.

Die Rewe-Tochter Billa kooperiert seit 2007 mit Jet-Tankstellen und beliefert alle Standorte. An 112 Standorten wurde ein "Billa stop & shop" eingerichtet, langfristig sollen alle Jet-Tankstellenshops dieses Branding erhalten.

Ausgebaut wird heuer das Netz von "Spar express"-Shops an Doppler-Tankstellen: Die Zahl der Geschäfte soll bis Jahresende von derzeit 25 auf 50 verdoppelt werden. Spar stellt seit 2009 das Konzept und liefert die Ware, Doppler will als Nahversorger auftreten.

Ein Cent Marge pro Liter

"Der Preiskampf bei Treibstoff ist sehr hart", sagt Piekniczek. Die Margen sind hierzulande im Europa-Vergleich besonders niedrig, wie der "Energiedienst" unter Berufung auf Wood-Mackenzie berichtet. "Unterm Strich bleibt netto nur ein halber bis ein Cent pro Liter Treibstoff", weiß Christoph Capek, Geschäftsführer vom WKO-Fachverband Mineralölindustrie.

"Aufgrund des harten Verdrängungswettbewerbs und der geringen Margen wird es in Österreich immer wichtiger, Tankstellen klar zu positionieren und Kunden in verschiedenen Segmenten anzusprechen", heißt es von der OMV, deren Netz 262 OMV-Tankstellen umfasst, davon 175 mit Viva Shop. Einerseits setzen Firmen auf Service-Stationen, wo Kunden tanken, Lebensmittel und Frostschutz kaufen, Auto waschen oder Bankgeschäfte erledigen können. Andererseits eröffnen immer mehr Automatentankstellen, wo per Karte gezahlt wird.

Die OMV setzt mit ihrer Diskontmarke Avanti auf Automaten und hat bisher 70 der 146 Avanti-Standorte umgestellt. "BP Express" verfügt über 18 Automaten-Standorte. Rund 30 Automatentankstellen stehen auf Hofer-Parkplätzen. Doppler wird heuer die 19 "Turmöl quick"-Standorte um zehn aufstocken. Piekniczek glaubt, dass künftig Automaten an Tankstellen in der Nacht, wo sonst oft nur ein Beschäftigter arbeitet, eingesetzt werden: "Neben niedrigeren Personalkosten wäre dann das Risiko von Überfällen geringer."