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Tanz auf dem Vulkan beim Militärakademie-Ball

Von Peter Wötzl

Politik
Demonstrierten Gelassenheit: Generalleutnant Christian Ségur-Cabanac (l.) und Generalmajor Norbert Sinn mit Gattin Ida beim Ball in Wiener Neustadt. Foto: Gerhard Seeger

Minister Darabos sagte kurzfristig ab. | Diesmal weniger Gäste als sonst. | Wiener Neustadt. An diesem Abend hieß es Tanzen statt Gleichschritt. Der 51. Ball an der Wiener Neustädter Militärakademie am Donnerstag stand schon einmal unter einem besseren Stern. Die Heeres-Diskussion der letzten Wochen ging nicht spurlos an den Ballbesuchern vorbei und trübte ein wenig die Stimmung.


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Vor allem einer scheute das Tanzparkett: Verteidigungsminister Norbert Darabos ließ sich über seinen Adjutanten wenige Stunden vor Ballbeginn entschuldigen - aus terminlichen Gründen. Dem Kommandanten der Ausbildungsschmiede für junge Offiziere war die Enttäuschung anzumerken: "Die Absage von Minister Darabos kam für mich überraschend. Ich habe fix mit ihm gerechnet, es war alles vorbereitet für ihn und seine Gattin. Sonst ist er ja immer gekommen", so Generalmajor Norbert Sinn zur "Wiener Zeitung".

Gefragt, ob er über die laufende Diskussion glücklich sei, antwortete der ranghohe Offizier: "Was ist Glück in einer Armee?"

Zauber der Montur

In der Zwischenzeit füllte sich die "Burg", wie die Militärakademie gerne genannt wird, langsam. Doch der Zauber der Montur zieht offenbar nicht mehr so stark wie in früheren Jahren. Erstmals seit langer Zeit war der Ball nicht ausverkauft.

Den rund 2000 Gästen wurde dennoch ein gigantisches Unterfangen geboten. Über drei Stockwerke verteilte sich das Ballgeschehen, die Angehörigen der Ausbildungsjahrgänge "Freiherr von Lehar" und "Ritter von Lehmann" sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Unzählige Labestationen und sieben Bands, darunter die Wiener Gardemusik, sorgten für "Ballfeeling". Vielleicht auch ein Tanz auf dem Vulkan?

Militärischer Höchstanwesender vor Ort: Generalleutnant Christian Ségur-Cabanac, Chef des Einsatz-Ressorts im Ministerium. Die etwas nervöse Stimmung zeigte sich auch bei seinem Eintreffen. Just in dem Augenblick glitten der Kellnerin die Sektgläser aus der Hand.

Gibt es Verunsicherung in der Truppe? "Wenn, dann sicher nicht erst seit dieser Woche. Ich hoffe aber, dass die psychische Resistenz unserer jungen Herrn im Zuge der Ausbildung soweit gestärkt wurde, dass sie durchaus in der Lage sind, mit solchen Situationen umzugehen", so Ségur-Cabanac. Seine Generaldevise: "Gelassenheit bewahren."

Das dürfte sich wohl auch jene Gästeschar gedacht haben, die in den frühen Morgenstunden den Ball in einem Zelt vor der "Burg" mit saftigem Gulasch ausklingen ließ.

Wissen

Die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt ist die einzige Ausbildungsstätte für Offiziere des österreichischen Bundesheeres. Sie wurde unter Maria Theresia am 14. Dezember 1751 mit dem Auftrag "Mach er mir tüchtige Officirs und rechtschaffene Männer darauß" an den ersten Kommandaten Feldmarschall Leopold Joseph von Daun gegründet und ist somit die älteste Militärakademie der Welt. Die Ausbildungszeit betrug damals elf Jahre und wurde schrittweise auf drei Jahre verkürzt.

Seit 1997 betreibt die Militärakademie auch Fachhochschulstudiengänge und kann von Zivilisten besucht werden. Im Abschlussjahrgang 2003 schlossen die ersten vier Frauen die Ausbildung ab. Insgesamt wurden seit der Wiedereröffnung der Akademie im Jahr 1959 - die "Burg" wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt - 3576 Offiziere ausgebildet.