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"Sportlicher Bann", "internationale Isolation" - kaum hatte die unabhängige Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur am Montagabend die offizielle Empfehlung an das Exekutivkomitee abgegeben, Russland für die nächsten vier Jahre aus dem Sportgeschehen auszuschließen - wie dies zumindest suggeriert werden sollte -, da beschäftigte die Causa die internationalen Gazetten vom Sport bis hin ins politische Feuilleton.
Freilich: Die geforderten Sanktionen für die in dem Report festgehaltenen Datenmanipulationen aus dem Moskauer Dopingkontrolllabor hätten tatsächlich weitreichende Folgen für die Sportgroßmacht. Mit Betonung auf "hätten". Denn natürlich haben wie bisher Sportler, die nachweisen können, weder mit Doping noch mit den Manipulationen etwas zu tun zu haben, weiterhin die Chance, "unter neutraler Flagge" an Wettkämpfen teilzunehmen (was etwa Kronzeugin Julia Stepanowa paradoxerweise im Fall der Olympischen Spiele 2016 verwehrt worden war); zudem betrifft die Empfehlung, auf Großereignisse in Russland zu verzichten, ausdrücklich nicht die Spiele der paneuropäischen Fußball-EM 2020, wie die Wada am Mittwoch klarstellte. Die Erklärung liest sich einigermaßen kurios: "Für die Uefa ist die EM kein Multisport-Großereignis oder eine WM, sondern ein regionales/kontinentales Einzelsportereignis", wie es seitens der Wada heißt. Das auch noch so zu argumentieren, kann nur bedeuten, dass Uefa und Wada Russland doch zu wichtig nehmen - oder sich selbst nicht ernst. Tarnen und Täuschen, das beherrscht offenbar nicht nur Russland gut.