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TCM nicht in 100 Stunden erlernbar

Von Alexandra Grass

Wissen

Chinesische versus Schulmedizin. | TCM-Ärzte kritisieren unqualifizierte Studien. | Wien. Das Duell zwischen herkömmlicher Schulmedizin und Traditionell Chinesischer Medizin (TCM) wird anhand der Veröffentlichung diverser Studiendaten immer wieder verdeutlicht. Eine aktuelle Debatte über einen Placeboeffekt bei Akupunktur sorgt zur Zeit für Unmut unter den TCM-Medizinern.


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Univ.-Prof. Andreas Bayer, Rektor der TCM-Privatuniversität in Wien, spricht von "unqualifizierten Studien", die von unqualifizierten Ärzten durchgeführt werden. Denn hierzulande würden Mediziner Akupunktur anwenden, "die kaum mehr als 100 Stunden Ausbildung hinter sich haben". Zum Erlernen der Technik benötige man allerdings ein mehrjähriges Studium an der Universität.

In China, den USA und Australien ist eine umfassende Universitätsausbildung in der TCM Voraussetzung für die Anwendung der Techniken. Und so würden auch internationale Studien aus diesen Ländern zeigen, dass die Akupunktur bei funktionellen Beschwerden wirksamer sei als die Schulmedizin.

Man könne nicht die Wirksamkeit eines therapeutischen Systems durch ein anderes beweisen oder widerlegen. "Es wäre genauso falsch, einem TCM-Arzt 140 Stunden Ausbildung in einer schulmedizinischen Technik zu geben und diesen dann beweisen zu lassen, dass die schulmedizinische Methode nicht wirkt", argumentiert Bayer.

In Deutschland und Österreich gibt es derzeit nur knapp über 100 akademisch ausgebildete Therapeuten mit einem abgeschlossenem Universitätsstudium. An den breit publizierten Studien habe allerdings noch keiner dieser TCM-Ärzte teilgenommen.

Für Bayer stelle sich die Frage, ob die TCM bewusst schlecht gemacht werden soll, um sie dann durch die Schulmedizin zu retten und so unter schulmedizinische Kontrolle zu bringen.

TCM-Ärzte hierzulande - die auch Schulmediziner sind - kämpfen schon viele Jahre um die Anerkennung der chinesischen Medizin und die Verwirklichung einer Symbiose beider medizinischen Ansätze.