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"Tea-Party macht Republikanern weiterhin Angst"

Von Alexander U. Mathé

Politik
Ron Hrebenar. Foto: Archiv

US-Politologe analysiert die Lage der Republikaner. | "Wiener Zeitung": Wer ist derzeit der stärkste Kandidat bei den Republikanern? | Ron Hrebenar: Mitt Romney. Der verfügt über ausreichend Mittel. Er ist ein Millionär und sehr gut darin, Kampagnengelder zu sammeln. Erst vor kurzem hat er einfach so zehn Millionen Dollar aufgestellt. Allerdings hält sich die Begeisterung bei den Republikanern trotz seines vielen Geldes in Grenzen.


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Gibt es so etwas wie einen natürlichen Kandidaten bei den Republikanern?

Die natürlichen Kandidaten bei den Republikanern sind entweder amtierende Vizepräsidenten - so einen gibt es in diesem Fall nicht, oder die Nummer 2 der letzten Wahl - das ist Mitt Romney. Mike Huckabee war zwar 2008 nahe dran, aber der hat bereits auf eine Kandidatur verzichtet.

Was ist eigentlich das größte Problem der Republikaner?

Dass Obama noch viel besser darin ist, Kampagnengelder aufzustellen. Es wird erwartet, dass er für 2011/2012 ein Milliarde Dollar an Spenden sammeln wird. Außerdem sieht Obama nach dem Tod von Osama bin Laden stärker als alle anderen aus.

Was glauben Sie: Wird Sarah Palin kandidieren und wie stünden ihre Chancen?

Ich glaube nicht, dass sie antreten wird. So wie es aussieht, ist sie des Geldes wegen in der Politik. Sie ist schon Millionärin und will mehr, aber was sie nicht möchte, ist Verantwortung. Und genau das hat sie jetzt mit ihrem Job als Analystin beim Sender "Fox News".

Aber Palin als Präsidentschaftskandidatin mit Michele Bachmann als Vize würde doch ein interessantes Duo abgeben?

Also das wäre ja "dumm und dümmer". Bachmann ist die einzige Republikanerin, neben der Sarah Palin intelligent aussieht. Dass die beiden gemeinsam antreten, ist komplett ausgeschlossen; es sei denn, die Republikaner geben sich komplett auf und ergeben sich Obama.

Wie ist die Situation der mächtigen radikal-konservativen Tea-Party-Bewegung in den Reihen der Republikaner zu bewerten?

Die Tea-Party treibt den Republikanern immer noch den Angstschweiß auf die Stirn. Die republikanischen Politiker sehen sich die ganze Zeit über genötigt, Dummheiten von sich zu geben, die aber im Sinne der Tea-Party sind. Nur so können sie Attacken auf sich selbst abwenden. Die Tea-Party drängt die Republikaner nach rechts-außen und wird sie so daran hindern, einen wählbaren Zentristen als Kandidaten für 2012 zu nominieren.

Was werden denn die Themen des Präsidentschaftswahlkampfs werden?

Jobs, Jobs, Jobs. Und Eigenheime - die Kündigung von Hypotheken durch Banken wird eine weitere Million Menschen um ihre Heime bringen. Auch der Benzinpreis wird wichtig werden. Der Durchschnittsbürger findet, dass Obama etwas tun sollte, um den Benzinpreis zu senken. Die Amerikaner fahren viel, der Benzinpreis ist daher für viele ein wichtiger Gradmesser für den Erfolg oder Misserfolg eines Politikers. Ebenso ist die Arbeitslosenrate ein wichtiger Gradmesser. Mehr als acht Prozent Arbeitslose: Das ist eine Zahl, die für jeden Präsidenten gefährlich ist.

Obama hat es ja nicht geschafft, das Immigrationsproblem zu lösen. Könnte ihn das die wichtigen Stimmen der Latinos kosten?

Niemand erwartet sich ernsthaft einen Erfolg beim Thema Immigration. Die Republikaner würden jeden größeren Gesetzesentwurf diesbezüglich im Kongress zu Fall bringen. Dass kein neues Immigrationsgesetz geschaffen wurde, wird Obama bei den Hispanics nicht schaden. Denn auch wenn nichts geschieht, so wird er doch weiterhin all die richtigen Sachen sagen, während die Republikaner, um Tea-Party und Immigrationsgegnern zu gefallen, weiterhin die falschen Sachen sagen werden.

Zur Person

Ronald J. Hrebenar ist Professor an der Universität Utah und war dort langjähriger Vorstand des Instituts für Politikwissenschaften.