Zum Hauptinhalt springen

Teheran lächelt über neue Sanktionsdrohungen

Von Arian Faal

Analysen

In den Atomstreit mit dem Iran hat sich eine gewisse Routine eingeschlichen. Seit Jahren erleben wir in unregelmäßigen Abständen dasselbe Szenario: Neue Vorschläge, neue Provokationen aus Teheran und neue Sanktionsdrohungen des Westens. Am 31. Jahrestag der iranischen Revolution stehen Letztere wieder einmal im Raum. Der Westen, allen voran US-Präsident Barack Obama, hat seinen Druck wegen Teherans umstrittenen Atomprogramms verschärft und neue Strafmaßnahmen angedroht. Die Perser wiederum belächeln dies mittlerweile nur noch und setzen ihre Urananreicherung fort.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Seit Dienstag läuft die Anreicherung auf 20 Prozent auf Hochtouren. Warum sollte der Iran sich auch fürchten? Neue Sanktionen werden der Führung nichts anhaben können, weil sie genauso wirkungslos sein werden wie die alten. Mit viel Medienrummel haben die USA, Frankreich und Deutschland die Sanktionsrute ein weiteres Mal bemüht, um Autorität zu demonstrieren. Neuer Nachsatz: Notfalls soll ein härteres Vorgehen auch ohne Resolution im UN-Sicherheitsrat durchgeboxt werden. Denn dort weigert sich China hartnäckig, weitere Strafmaßnahmen gegen Teheran abzusegnen.

Einfaches Fazit der Perser dazu: Die UN-Drohgebärden sind viel Show, dahinter steckt nichts, denn Moskau und Peking als strategische Iran-Protektoren werden es schon richten. Da machen dem Regime schon eher die Tumulte innerhalb der eigenen Grenzen Sorgen.

Rechtzeitig zu den Feierlichkeiten anlässlich der Islamischen Revolution, bei denen Massenproteste gegen die Regierung angekündigt sind, geht ebendiese also wieder in die Offensive und reagiert auf die Drohungen im Atomstreit mehr als gelassen, nämlich gar nicht oder mit einem bemitleidenden Lächeln. Solange der Westen seine Strategie nicht ändert, wird ihm der Iran auf der Nase herumtanzen. Schon im vergangenen Jahr hatte die Staatengemeinschaft dem Gottesstaat Fristen gesetzt, in ernsthafte Verhandlungen über sein Nuklearprogramm einzusteigen. Die Regierung rund um Präsident Mahmud Ahmadinejad ließ jedoch alle Ultimaten verstreichen und kam ungeschoren davon. Die Taktik der diplomatisch cleveren Perser ist dabei immer gleich gestrickt: Zuerst deuten sie ein Einlenken an, agieren dann aber doch unbeeindruckt weiter.

Was lässt den Golfstaat so selbstbewusst sein? Solange die westliche Allianz einen Militärschlag gegen das Atomprogramm ausschließt, sind Sanktionen das einzige Druckmittel, das sie gegen Teheran einsetzen kann. Und diese fürchtet man in Teheran schon lange nicht mehr, da es genug Schleichwege - Stichwort Dubai - gibt, um wirtschaftliche Sanktionen zu kompensieren.

Siehe auch:Die Opposition hat nichts zu feiern