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Teheran setzt Atomprogramm fort

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

Ultimatum für Antwort Teherans läuft heute ab. | UNO-Sanktionen werden immer wahrscheinlicher. | Teheran. Der Iran hat seine Entscheidung im Atomstreit endgültig getroffen; er will der Forderung des UN-Sicherheitsrates, die Urananreicherung bis 31. August zu suspendieren, nicht nachkommen. Damit werden wirtschaftliche oder politische Sanktionen gegen die Islamische Republik, deren "Schonfrist" zum Stopp des Atomprogramms auf Druck der UN-Vetomächte Russland und China ohnehin mehrfach hinausgezögert worden war, immer wahrscheinlicher.


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Obwohl der Gottesstaat seine offizielle Antwort auf das Angebotspaket des Westens zur Lösung des Konflikts erst heute, Dienstag, bekannt geben muss, stellte das geistliche Oberhaupt, Ayatollah Ali Khamenei, schon am Montag unmissverständlich klar, dass sein Land das umstrittene Nuklearprogramm fortsetzen wird. "Wir haben eine Entscheidung getroffen und werden den eingeschlagenen Weg auch mit aller Macht weitergehen", sagte er in einer Ansprache.

Eine Frage des Rechts

In dieselbe Kerbe schlug zuvor auch der stellvertretende iranische Atom-Chefunterhändler, Mohammad Saeidi. Eine Aussetzung der Urananreicherung sei angesichts des technischen Standes des Atomprogramms undenkbar, meinte er gegenüber Journalisten.

Von westlichen Sanktionsdrohungen unbeeindruckt zeigte sich Außenminister Manouchehr Mottaki: Die Führung in Teheran habe die Begutachtung des Angebotpakets der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands abgeschlossen und hoffe, dass im Rahmen von Zusammenarbeit und Verhandlungen das Recht des Iran respektiert werde, Nukleartechnologie zu besitzen. Alle offenen Fragen müssten ausgeräumt werden, um zu einer umfassenden Lösung zu kommen, so der iranische Chefdiplomat.

Die sture Haltung des Gottesstaates spiegelt sich auch in der Meinung der Zivilbevölkerung wider. Eine Umfrage unter 5.000 Iranern besagt, dass 87 Prozent der Befragten die Position der Regierung im Atomstreit "sehr begrüßt". Das Recht auf die Nutzung der Nukleartechnologie ist damit zu einer Prestigeangelegenheit avanciert. Dementsprechend gelassen sieht auch der mächtige Expräsident Ali Akbar Haschemi-Rafsanjani etwaigen Sanktionen entgegen. "Da schneiden sie sich ins eigene Fleisch und verbluten daran", resümierte er.