Israel dementiert Angriffspläne mit Mini-Atombomben. | Nervosität gegenüber Iran spürbar. | Die Meldung der britischen "Sunday Times", wonach Israel konkrete Pläne zur Bombardierung der iranischen Atomanlagen mit Nuklearwaffen in der Schublade hat, löste am Wochenende neuerlich eine rege Diskussion über das Pulverfass Naher Osten aus.
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Während Teheran umgehend drohte, dass jeder Angriff einen vernichtenden Gegenschlag nach sich ziehen würde, sind Teile des Westens nach der neuerlichen vermeintlichen Bestätigung Israels, Atomwaffen zu besitzen, hellhörig geworden. Denn obwohl die Führung in Tel Aviv die Medienberichte umgehend dementierte, ist die Nervosität der dortigen Politiker unübersehbar. Mögliche Reaktionen auf das "Problem Iran" gehören ohnehin zur außenpolitischen Repertoire Israels.
Dies zeigt auch die zentrale These im Bericht des Instituts für Nationale Strategiestudien (INSS) an der Universität Tel Aviv: Israel müsse möglichst bald einen Militärschlag gegen Iran führen - und das INSS gilt immerhin als die bedeutendste militärstrategische Forschungsstelle des Landes.
Als schwerwiegendste Bedrohung wird im neusten Bericht der Iran bezeichnet. Die Führung in Teheran strebe den Erwerb von Atomwaffen an und werde darin weitgehend von der Bevölkerung unterstützt, heißt es dort. An der Wirksamkeit der im Dezember vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen wird gezweifelt. Verwiesen wird weiters auf fehlende Fortschritte gegenüber den Palästinensern, mangelnden Erfolg im "Kampf gegen den Terror", sowie auf das US-Scheitern in Irak.
Laut "Sunday Times" hat Israels Luftwaffe deshalb in mehreren Testflügen nach Gibraltar für den 3000 Kilometer langen Trip zu den iranischen Zielen geübt. Ein Der Einsatz von Mini-Atombomben gegen iranische Atomanlagen würde die radioaktive Verseuchung begrenzen, zitiert das Blatt militärische Quellen. Der Angriff sei ein "letztes Mittel", wenn sich die USA gegen ein Eingreifen im Iran entschlössen. Beobachtern zufolge wurden derlei Falschinformationen zum Zweck der Abschreckung bewusst gestreut. Diese Art des Säbelrasselns ist an sich nichts Neues, in der derzeit äußerst angespannten Lage im gesamten Mittleren Osten sind offen ausgesprochene Gedankenspiele zu Kriegsszenarien aber nicht ganz ungefährlich.