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Teherans holprige Annäherung an Kairo

Von Arian Faal

Politik

Neue Flugverbindung liegt wegen Protesten der Sunniten wieder auf Eis.


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Kairo/Teheran/Wien. Wie gewonnen, so zerronnen: Die historische Wiederaufnahme der Flugverbindung zwischen Kairo und Teheran wurde am Montag nach nur wenigen Tagen wieder auf Eis gelegt. "Die Flüge werden bis Mitte Juni ausgesetzt, da es seit der Wiederaufnahme zu heftigen Protesten der Sunniten in Ägypten gekommen war", heißt es in der Stellungnahme der ägyptischen Tourismusbehörde.

Der Ärger über die verbesserten Beziehungen zu Teheran ist bei den Sunniten groß: Schon am Freitag versuchten Demonstranten, das Haus eines iranischen Diplomaten in Kairo zu stürmen. Sicherheitskräfte konnten die tobende Menge jedoch zurückhalten. Die Proteste der Salafisten vor der Residenz des Chefs der Interessensvertretung Teherans richteten sich gegen die Entscheidung der Regierung, den Persern zum ersten Mal seit 34 Jahren Reisen nach Ägypten zu erlauben. Die Sunniten beschuldigen Teheran, die schiitische Glaubensrichtung des Islam im mehrheitlich sunnitischen Land am Nil fördern zu wollen.

Das Tauwetter zwischen dem Iran und Ägypten wird also einmal mehr getrübt. Schon im Februar war dem scheidenden iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad bei seiner historischen Ägyptenreise ein rauer Wind entgegen geschlagen. Sein Versuch, die Beziehungen zu Kairo, die seit dem ägyptischen Friedensabkommen mit Israel seit 34 Jahren auf Eis liegen, zu normalisieren, scheint schwieriger als gedacht.

Schon bei seinem Besuch der renommierten sunnitischen Al-Azhar Universität wurde klar, dass Ägypten in puncto Iran-Annäherung noch skeptisch ist. Großscheich Ahmed al-Tayyeb, das Oberhaupt von Al-Azhar, las Ahmadinejad die Leviten: Teheran solle die Rechte der sunnitischen Minderheit im Iran respektieren und sich aus den sunnitisch-schiitischen Konflikten in den Golfmonarchien - Stichwort Bahrain - heraushalten. Ägyptens Präsident Mursi, der die Annäherung zuletzt vorangetrieben hatte, fordert zudem auch ein Umdenken in der Syrien-Frage. Teheran hält Machthaber Bashar al-Assad nach wie vor die Stange.