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Teherans vages Angebot stößt auf Skepsis

Von Arian Faal

Politik

Erleichterung bei Russland und China. | USA zeigen sich vom Uran-Vorschlag unbeeindruckt. | Teheran/Wien. Die Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer, die Reaktionen dazu sind allerdings geteilt: Die Rede ist von Irans Bereitschaft, im Atomstreit einzulenken. | Die Sanktionen gegen den Iran | Dossier Iran


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In einem seiner medial perfekt inszenierten Auftritte verkündete am Dienstagabend niemand Geringerer als Präsident Mahmoud Ahmadinejad, dass das iranische Uran auch im Ausland angereichert werden könne. Nähere Angaben darüber, ob er damit - wie vom Westen gefordert - das ganze vom Iran verwendete Uran meinte, machte er nicht. Ahmadinejad ergänzte lediglich, es müsse nur ein entsprechender Vertrag abgeschlossen werden, dann könne das iranische Uran von 3,5 auf atomkraftfähige 20 Prozent angereichert werden. "Damit gibt es wirklich kein Problem", sagte er in die Kameras des Staatsfernsehens, als ob alles so leicht wäre.

Ähnlich das iranische Außenministerium: Man sei bereit für den Brennstoffaustausch, hieß es dort. Allerdings müssten die Bedingungen des Landes erfüllt werden. Schließlich sei die eigene Urananreicherung das Recht des Iran.

"Das ist ein wichtiger positiver Schritt, endlich tut sich etwas im Konflikt", so der erste Tenor der wohlwollenden Regierungszentralen in China, Russland und Venezuela, alles enge Verbündete Irans.

Wladimir Putinmachte Druck

Besonders erleichtert dürfte Russlands Regierungschef Wladimir Putin gewesen sein. Informationen der "Wiener Zeitung" zufolge hat er in jüngster Vergangenheit mehrfach im Büro des obersten geistlichen Führers Irans, Ali Khamenei, insistiert, dass Teheran endlich einlenken solle, da Russland im UN-Sicherheitsrat nicht ewig den Beschützer des Gottesstaates spielen könne.

Zurückhaltend hingegen blieben die Europäer mit ihrer Reaktion, unbeeindruckt die Amerikaner. "Wenn Ahmadinejads Kommentare eine aktualisierte Position widerspiegeln, freuen wir uns darauf, wenn er die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) darüber informiert", so der trockene Kommentar des Sprechers des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Mike Hammer. Nachsatz: "Warten wir es ab, das Angebot könnte auch eine Finte sein." Washington weiß, was kleine Nebensätze bedeuten können, die Irans Staatschef in seiner Ankündigung einbaute. Etwa folgenden: "Wir sind nicht dagegen, unser niedrig angereichertes Uran ins Ausland zu senden, weil wir jederzeit das niedrig angereicherte Uran wieder im Iran produzieren können."

Das Regime hat also darauf geachtet, den politischen Spielraum zu behalten und das Angebot bei Bedarf gleich wieder zurückziehen zu können.

Im seit 2003 andauernden Atomkonflikt verdächtigt der Westen die Islamische Republik, heimlich an Atomwaffen zu arbeiten. Um diese herzustellen, braucht man bis auf 85 Prozent angereichertes Uran. Hierfür wiederum benötigt man Zentrifugen, die Iran seit Jahren in großer Zahl baut und betreibt. In Natanz sollen laut IAEO inzwischen 8000 Stück laufen.

Iran braucht vor allem eines: Zeit

Ob es im Atomstreit also tatsächlich bald eine Lösung gibt, muss abgewartet werden. In der Vergangenheit haben die Perser angekündigte Zugeständnisse immer wieder verzögert. Das Land besitzt zwar Uran, für den Bau einer Atomwaffe aber bräuchte es einen anderen Faktor noch viel dringender: Zeit. Einige Jahre, um ein Raketenträgersystem für Nuklearwaffen zu entwickeln. Einige Jahre, um genügend Uran anzureichern. Dann wäre die atomare Bewaffnung Irans unumkehrbar. Die militärische Aufrüstung geht indes ungehindert weiter. Erst in den letzten Tagen hat der Iran eine neue, im eigenen Land gebaute Satelliten-Trägerrakete vom Typ "Kavoshgar 3" getestet.

Siehe auch:Analyse: Hardliner ausgebootet: ´Plötzliches´ Einlenken Irans ein Erfolg für Larijani