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Teil der Medienlandschaft

Von Toumaj Khakpour

Politik
"Integration und Wirtschaft" : "MMM"-Initiator Simon Inou (links) und WK-Wien-Präsidentin Brigitte Jank (rechts) diskutieren zum Thema "Integration durch Leistung".
© Simon Inou

"Es ist noch viel zu tun bei Vielfalt und medialer Integration."


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Wien. Zum fünften Mal findet heuer die "Medien.Messe.Migration", kurz "MMM", statt. Für die Veranstalter glücklicherweise ein Erfolg. Denn die "erste deutschsprachige Fachtagung für interkulturelle Kommunikation" stieß gerade am Anfang 2008 auf Hindernisse, weiß Simon Inou, Initiator der ersten Stunde, zu berichten: "Als wir die Messe zum ersten Mal starteten, war das Thema Vielfalt relativ unbekannt; dementsprechend schwer hatten wir es dann auch, den nötigen Zuspruch zu finden."

Inou und seine Unterstützer machten weiter, veranstalteten Podiumsdiskussionen auf Universitäten, luden einflussreiche Firmen zu Diversity-Gesprächen ein. Das Thema wurde Schritt für Schritt auf die Agenda wichtiger Entscheidungsträger gesetzt. Ob er sich nach wie vor schwertue, Sponsoren und Unterstützer zu finden? "Ich gehe einfach hin. Wenn das nicht klappt, dann forciere ich die Idee auf unsere Kosten", sagt Inou.

Dass es hinsichtlich Vielfalt und medialer Integration noch viel zu tun gibt, ist sich der Journalist sicher: "Es beginnt bereits bei den Schulbüchern, die Thematik Integration/Migration muss viel differenzierter behandelt werden; wir müssen weg von stereotypen Bildern und Inhalten. Dann kann sie sich positiv weiterentwickeln."

Weiterentwickelt hat sich zumindest schon die "Medien.Messe.Migration", die dieses Jahr zum zweiten Mal im Rahmen der wichtigen Österreichischen Medientage in der Wiener Stadthalle stattfindet. Laut eigenen Angaben nahmen in den letzten Jahren insgesamt mehr als 4000 Besucher an der "MMM" teil, um sich Ideen und Konzepte von Vortragenden, Firmen, sowie von öffentlichen als auch privaten Institutionen anzuhören.

Fünf Jahre "MMM" bedeutet für Inou aber auch, Teil von etwas Größerem zu sein: "Heute kann ich sagen, wir sind Teil der österreichischen Mainstream-Medienlandschaft." Anderen Entwicklungen steht der Medienbeobachter kritisch gegenüber: "Das Fehlen eines interkulturellen Lehrfaches in der Journalistenausbildung ist weiterhin ein Problem." Schließlich solle es nicht nur darum gehen, über Vielfalt zu berichten, sondern auch die Thematik an sich als Studienfach zu etablieren, betont der 39-Jährige.

Über solche und andere Themen wird am 25. und 26. September diskutiert: Die beiden Schwerpunkttage umfassen die Themengebiete "Wirtschaft" und "Medien" - vor dem Hintergrund der Integrations- und Migrationsthematik.

Schwerpunkt Wirtschaft

Am 25. September, dem ersten Tag der "MMM", werden Themengebiete rund um "Wirtschaft und Integration im deutschsprachigen Raum" behandelt. Besonderheit der diesjährigen Veranstaltung ist die Ausweitung des Diskurses auf Deutschland und die Schweiz - dabei werden auch Vertreter aus beiden Ländern zu Wort kommen.

Tülay Tuncel, ihres Zeichens Projektleiterin von "Mingo Migrant Enterprises" in der Wirtschaftsagentur Wien, ist für den Ausbau der Unterstützung migrantischer Unternehmer verantwortlich und nimmt an der Diskussion zum Thema "Ethnische Ökonomien - Antwort auf die Wirtschaftskrise?" teil. "Die Zahl der ethnischen Ökonomien hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht", betont Tuncel hierzu. Genau diesen Trend gelte es im Auge zu behalten und zu fördern: "Mit Angeboten, wie zum Beispiel der kostenlosen muttersprachlichen Beratung in zehn Sprachen, setzt die Wirtschaftsagentur gezielte Maßnahmen, um Menschen dabei zu unterstützen, ihr Unternehmen möglichst nachhaltig zu gründen." Die Unterstützung dieser migrantischen Unternehmer sei vor allem im Hinblick auf länderübergreifende Verknüpfungen wichtig: "Ethnische Ökonomien sind Brückenbauer. Ihre wirtschaftlichen Verbindungen in andere Länder stärken den Wirtschaftsstandort Wien an sich."

In einem weiteren Podiumsgespräch zum Thema "Wiener Wirtschaft lebt Vielfalt", beschäftigt sich unter anderen Edwin Schäffer, Leiter des Diversity-Referats der Wirtschaftskammer Wien, mit Vielfalt auf Unternehmensebene. Nach dem Motto "Wertschöpfung durch Wertschätzung" sollen neben "Respekt" gegenüber Geschlecht, Religion, Alter oder ethnischer Zugehörigkeit, auch die eigene "Lernbereitschaft und Kritikfähigkeit" besonders gefördert werden, sagt Schäffer. Ziel seiner Stelle, dem "Netzwerkknoten für Unternehmer aus dem Diversitätskontext", sei es unter anderem, die Chancengleichheit im Informationszugang für alle Unternehmer zu sichern. Dies soll beispielsweise durch zielgruppenspezifische Informationskampagnen sowie Info- und Beratungsangeboten geschehen.

Zeitung blinde Menschen

Die "Medien.Messe.Migration" bietet neben dem Austausch von Ideen und Kontakten auch eine Bühne zur Präsentation von innovativen Projekten aus den Bereichen Migration und Integration.

Eine dieser Initiativen heißt "Bizeps" und ist ein Nachrichtendienst für behinderte Menschen und deren Angehörige im deutschsprachigen Raum. Der Verein startete sein Internetangebot "Bizeps-Info" bereits Mitte 1995. Die Idee, erste Artikel im Web zu veröffentlichen, entstand aus der eigenen Affinität zum Internet. "Wir produzierten schon damals unsere monatliche Zeitung Bizeps-Info digital. Die Zeitung wurde auch als Diskettenversion für blinde Menschen angeboten. So konnten wir - und das war unser Vorteil - auf Nachrichten zurückzugreifen, die in elektronischer Form vorlagen", erzählt Martin Ladstätter, Gründungsmitglied des Vereins. Auf der "MMM" wird das unter Fachleuten als Pionierprojekt geltende Nachrichtenportal von Ladstätter vorgestellt.