Die Pensionen von Frauen sind wegen niedriger Teilzeiteinkommen deutlich niedriger als jene von Männern.
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Wien. Nach der Generalversammlung der Pensionsversicherungsanstalt haben Obmann Manfred Anderle und Generaldirektor Winfried Pinggera gute Nachrichten zu verkünden. Nicht nur die Anzahl der Pensionen ist 2017 in Österreich um 0,8 Prozent auf 1,94 Millionen gestiegen. Auch die Anzahl der Pflichtversicherten ist um 2,3 Prozent auf 3,3 Millionen gewachsen. Aktuell kommen also auf 1000 Versicherte, die Beiträge einbezahlen, 585, die Geld erhalten - im Jahr davor waren es 594: "Und die Schere geht weiter auf", freut sich Pinggera.
Eine Folge davon: Den 30,52 Milliarden Euro an Pensionsausgaben standen vergangenes Jahr 30,51 Milliarden an Einnahmen aus Beiträgen gegenüber.
Ist das Pensionssystem also auch in den kommenden Jahren sicher? "Wir sind guter Dinge", antwortet Pinggera. Schließlich komme es auf die Entwicklung der Beitragsgrundlage an; soll heißen: Nicht nur die Anzahl der Versicherten ist einscheidend, sondern auch, ob sie eine Beschäftigung haben, und wie diese entlohnt ist. "Viel Arbeitslosigkeit und Mac-Jobs bringen dem Pensionssystem wenig." Beschäftigung mit guter Entlohnung dagegen schon - eine gute wirtschaftliche Entwicklung füllt also nicht nur die Geldbörse der Arbeitnehmer, sondern auch die Kassen der Pensionsversicherungsanstalt.
Es gibt aber auch weniger gute Nachrichten, zwar nicht für alle Pensionisten, aber für viele Frauen, die im Durchschnitt eine deutlich niedrigere Pension als ihre Altersgenossen erhalten.
Gute - und weniger gute Nachrichten für Pensionisten
Generell hat sich 2017 für die Pensionisten gelohnt: Die 1,4 Millionen Alterspensionen sind im Durchschnitt gegenüber dem Jahr davor um 1,6 Prozent auf 1266 Euro gestiegen. "Die Pensionserhöhung im letzten Jahr war sehr ordentlich, also eine sehr, sehr gute Nachricht für Pensionisten", sagt Pinggera. Die PVA warnt zwar davor, gute Pensionen bei Erhöhungen nicht zu sehr zu benachteiligen und das Versicherungsprinzip auszuhöhlen, noch aber sei das nicht soweit. Pensionisten mit einer langen Versicherungsdauer erhielten im Durchschnitt sogar 2272 Euro, damit um 12,3 Prozent mehr als 2016.
Die etwas über 800.000 Frauen mit Alterspensionen allerdings erhielten deutlich weniger als die knapp 600.000 Männer: Konkret standen 2017 durchschnittliche 1004 Euro Pension von Frauen 1622 Euro von Männern gegenüber - und das, obwohl die Alterspensionen beider Geschlechter gegenüber 2016 gleichermaßen um jeweils 1,6 Prozent gestiegen sind.
Kinderkarenz schadet heute weniger - sofern sie kurz ist
Traditionelles Erwerbsarbeitsverhalten wirkt sich auf die Pensionen von Frauen und Männern später deutlich aus. "Die Ausbildungsmöglichkeiten von Frauen waren in den 50ern stark eingeschränkt. Ein extrem niedriges Einkommen, gepaart mit langen Kinderpausen, führte bei älteren Frauen zu geringen Pension", sagt Pinggera.
Auch die Pensionsreform von 2004 verändert Pensionen von Frauen: Einerseits profitieren die ersten bereits von der besseren Anrechnung der Kindererziehungszeiten. Demnach werden dem Pensionskonto pro Kind bis zu vier Jahre lang 14 Mal 1,78 Prozent von 1567,05 Euro gutgeschrieben. Ein Kind erhöht die Pension insgesamt also um rund 120 Euro - zusätzlich zu den Beiträgen, falls sie in dieser Zeit auch arbeitet. "Diese Jahre sind häufig die besten Jahre von Frauen", sagt Pinggera. "Und es erhöht die Frauenpensionen auch insgesamt, wenn auch langsam".
Denn mit der Pensionsreform zählen heute nicht mehr die 15 besten Jahre im Erwerbsleben. Die künftige Pension entspricht vielmehr den einbezahlten Beiträgen von 1,78 Prozent des Lebenseinkommens. Längere Arbeitsunterbrechungen senken die Pension heute also mehr als früher - und zwar deutlich, wie eine vom Wifo für das AMS erstellte Studie zu den Auswirkungen unterschiedlicher Erwerbstätigkeit auf Frauenpensionen zeigt.
Ein Beispiel: Eine Frau erhält nach 40 Jahren Arbeit mit einem Brutto-Einkommen von 2040,40 Euro eine Pension von 1561 Euro - auch wenn sie zwei Jahre nur Kindergeld bezieht und weitere zwei Jahre 20 Stunden in Teilzeit statt Vollzeit arbeitet. Unterbricht die Frau die Arbeit aber bis zum 15. Lebensjahr ihres Kindes und arbeitet dann bis zur Pension 20 Stunden in Teilzeit, schwindet die erarbeitete Pension auf 554 Euro.
Mehr Wochenstunden wirken mehr, als im Alter arbeiten
Sofern alleinstehend, erhielte diese Frau aktuell zwar wegen der Ausgleichszulage eine Mindestpension von 909,40 Euro. Pensionssplitting, also das Aufteilen der Gutschriften aus einem Alleinverdienst auf beide Pensionskonten, ist nicht die brauchbare Lösung, es wäre auch nur sieben und nicht die 15 Jahre im Beispiel möglich. Außerdem kommt es, obwohl 2014 eingeführt, in der Praxis kaum vor: Insgesamt gab es bis Ende 2017 nur 970 Anträge. "Pensionssplitting ist eine Notlösung, um das Risiko einer späteren Scheidung etwas abzumildern, wenn ein Elternteil zum Beispiel wegen der Krankheit eines Kindes nicht arbeiten gehen kann", sagt Pinggera.
Sollen Frauen also schon heute länger als bis 60 arbeiten? Martina Maurer, Mitarbeiterin der AMS-Abteilung Arbeitsmarktpolitik für Frauen, die das Studienprojekt leitete, sagt dazu: "Eine Lücke von mehr als zehn Jahren kann man am Ende nicht mehr aufholen. Da fehlt zu viel, das ist nicht die Lösung."
Tatsächlich zeigt auch die Statistik der PVA, dass der Altersunterschied beim Pensionsantritt geringer ist, als das gesetzliche Pensionsalter von 65 Jahren bei Männern und 60 Jahren von Frauen suggeriert: Das Pensionsantrittsalter von Männern lag 2017 im Durchschnitt bei 60,9 Jahren, das der Frauen bei 59,0 Jahren.
Maurers Lösung ist stattdessen: "Die Wochenstundenanzahl soweit zu erhöhen, wie es möglich ist. Das wirkt sich immens auf das Lebenseinkommen aus, schon wenige Stunden mehr haben einen großen Output." Die Wifo-Studie belegt das: Eine Frau, die sich nach zwei Jahren Kinderkarenz ihre Vollzeit mit einem Einkommen von 2040,40 Euro für 15 Jahre auf 20 Stunden Teilzeit reduziert, erhält später 1307 Euro Pension; jene, die stattdessen auf 30 Stunden reduziert, aber 1443 Euro.
Pinggera warnt deshalb vor langen Teilzeitphasen: "Die sind eine Gefahr für die Pension." Er hofft deshalb, dass sich Frauen, "aber auch immer mehr Männer, die heute wegen guter Bildung besseren Lebenseinkommen durch Teilzeit nicht wieder zerstören, egal ob wegen der Kindererziehung oder um eine bessere Work-Life-Balance zu haben".