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Teilzeitbeschäftigung nimmt zu -und ist "Frauensache"

Von Erika Bettstein

Wirtschaft

Die Umwandlung von Voll- in Teilzeitstellen bringt meist Mehrarbeit für die übrigen KollegInnen. In rund einem Drittel der Fälle hätten Firmenchefs die verbliebenen Aufgaben der früheren Vollzeit-Mitarbeiter "auf andere Beschäftigte verlagert", geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für Deutschland hervor. Die Beschäftigungszunahme in Österreich beruht offenbar ebenfalls auf Teilzeitjobs: Bei der Teilzeitquote gab es im Vorjahr sowohl bei Frauen (33,6%) als auch bei Männern (4,4%) neue Spitzenwerte, berichtet Herbert Böhm vom AMS.


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Das deutsche Teilzeitgesetz ist zum Jahresanfang 2001 in Kraft getreten und sieht erstmals ein Recht auf Teilzeitarbeit vor. Laut IAB-Studie hätten in 19% der Fälle die Unternehmen die Umwandlung einer Vollzeitstelle dazu genutzt, eine halbe Stelle wegfallen zu lassen oder die damit verbundenen bisherigen Aufgaben wegzurationalisieren. "Offensichtlich können größere Unternehmen auf Grund vielfältiger personalpolitischer Optionen Arbeitszeitverkürzungen eher kompensieren als Kleinbetriebe", zitiert die APA aus der Studie. Im Schnitt habe jede zweite Umwandlung einer Vollzeit- in eine Teilzeitstelle einen "beschäftigungswirksamen Effekt" gehabt: So hätten Firmen in 15% der 73.300 untersuchten Fälle zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Am meisten hätten Frauen von dem Recht auf Teilzeit Gebrauch gemacht. Ihr Anteil sei im Untersuchungszeitraum von Jänner bis Herbst 2001 bei 78% gelegen. Schwerpunktmäßig "Frauensache" ist Teilzeitarbeit auch in Österreich, was darauf zurückzuführen ist, dass Frauen Arbeit und Kinderbetreuung sowie andere soziale Aufgaben - wie die Pflege älterer Angehöriger - vereinbaren müssen.

Grundlegender Wandel

Nach Einschätzung von Univ.-Prof. Gudrun Biffl vom österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sind "seit dem Jahr 2000 nur mehr Teilzeitjobs geschaffen" worden, "natürlich" sei das "auf Kosten der Vollzeitbeschäftigung" gegangen. Eine Entwicklung, wie sie die deutsche Studie ausweist, hält sie "in dieser Richtung auch für Österreich" für wahrscheinlich, wenngleich es hierzulande derzeit keine vergleichbare Untersuchung gebe. Details liefert die Statistik Austria aus einer Mikrozensus-Erhebung vom Dezember 2001, derzufolge "eine kräftige Zunahme der Teilzeitbeschäftigung und ein Verlust an Vollzeitjobs das ganze abgelaufene Jahr charakterisierten". 2001 habe sich die Zahl der Erwerbstätigen in Österreich "trotz eines kleinen Rückgangs bei den Männern um 5.000 (minus 0,2%) durch einen deutlichen Anstieg bei den Frauen um 25.000 (plus 1,5%) auf 3,798.000 (plus 0,6%; einschließlich Präsenz-, Zivildiener und Personen im Elternurlaub)" erhöht. Vollzeitjobs gab es mit 3,064.000 um insgesamt 21.000 (minus 0,7%) weniger als im Jahr zuvor, die Teilzeitbeschäftigung nahm insgesamt um 45.000 (plus 8%) auf 620.000 zu.

Bei der Teilzeitquote gab es im Vorjahr sowohl bei Frauen (33,6%) als auch bei Männern (4,4%) neue Spitzenwerte, berichtet auch AMS-Vorstand Herbert Böhm: "Immer mehr Frauen sind erwerbstätig und die Zahl der Teilzeitjobs steigt - bei gleichzeitigem Absinken der Vollzeitjobs". Im Juni 2002 gab es in Österreich 520.000 (66.800 Männer, 453.200 Frauen) Teilzeit und 3,048,800 ( 2,019.200 Männer, 1,029.600 Frauen) Vollzeit Beschäftigte - eine Entwicklung, die seit den 90er Jahren europaweit zu beobachten sei: "Das Ansteigen atypischer Beschäftigungsverhältnisse spiegelt den sozioökonomischen und gesellschaftlichen Strukturwandel wider und ist dabei, gesellschaftliche Normen, Arbeitsorganisation und Arbeitsbeziehungen tiefgreifend zu verändern", schreibt Elisabeth Holzinger in der "AMS Info 32".

http://www.ams.or.at

http://wifo.ac.at

http://www.statistik.gv.at/fachbereich_03/mikrozensus_ergebnis4.shtml