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Es war ein Auftritt der Hänse, als am Sonntagabend die vier Spitzenkandidaten der im Europaparlament vertretenen Parteien in ORF 2 gegeneinander antraten: Hannes Swoboda (SPÖ), Hans Kronberger (FPÖ), und Johannes Voggenhuber (Grüne) diskutierten unter der Leitung von Hans Bürger - einzig Ursula Stenzel (ÖVP) machte naturgemäß eine Ausnahme.
Trotz der Namensgleichheit kamen die Unterschiede der Kandidaten deutlicher zum Vorschein als die Gemeinsamkeiten: Voggenhuber bezeichnete sich als "EU-Innenpolitiker", Kronberger hingegen als den Interessensvertreter Österreichs "draußen" - wie er die EU mehrmals nannte. Swoboda warb für ein sozial gerechtes Europa, während Stenzel Frieden und innere Sicherheit ins Zentrum rückte.
Die Diskussion wurde sehr hitzig geführt, doch gelang es allen Kandidaten, ein telegenes Image zu transportieren: Swoboda gab sich bescheiden, redete vor allem darüber, was "wir Sozialdemokraten" zu tun beabsichtigen. Voggenhuber profilierte sich als brillanter Solist auf europäischer Bühne, Kronberger, ehemaliger ORF-Redakteur, zeigte sich prinzipienfest, und zugleich kompromissbereit. Ursula Stenzel schließlich war in ihrer damenhaften Souveränität nicht zu erschüttern. Selbst als ihr die drei anderen Kandidaten unisono den Vorwurf machten, sie rede in Wien anders, als sie in Brüssel abstimme, behielt sie ihre fernsehtaugliche Ruhe, die sie sich wahrscheinlich in ihrem früheren Leben als "Zeit-im-Bild"-Redakteurin des ORF erworben hat.