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Telekom-Krimi: Strafgutachten zur Aktien-Kursmanipulation liegt vor

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Sachverständiger Kopetzky prüfte Geldflüsse - Höhe und Zeitpunkte strittig.


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Wien. Im weitläufigen Wirtschaftskrimi um die Telekom Austria liegt nun das erste Strafgutachten des renommierten Sachverständigen Matthias Kopetzky vor.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat Kopetzky im Ermittlungsverfahren mit der Aktenzahl 614 St 2/10m beauftragt, im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Kursmanipulation der Aktie der Telekom Austria (2004) die Zahlungsein- und -ausgänge bei der Valora Unternehmensberatung des Telekom-Lobbyisten Peter Hochegger zu durchleuchten. Valora soll die Geld-Drehscheibe zwischen Telekom-Managern und Euro Invest-Banker Johann Wanovits gewesen sein.

Zu den weiteren Verdächtigen zählen die früheren Telekom-Vorstände Rudolf Fischer und Gernot Schieszler sowie die Ex-Telekom-Manager Wolfgang F. und Josef T. Schieszler hat den Status eines Kronzeugen. Dem Vernehmen nach bestreiten alle den Tatverdacht der Untreue.

Laut dem 211 Seiten starken Gutachten, das der "Wiener Zeitung" vorliegt, soll der Verdacht objektiviert sein, dass "die Euro Invest Bank in der Schlussauktion vom 26. Februar 2004 in erheblicher Orderzahl Telekom-Aktien in zeitlich unmittelbarer aufeinander folgende Tranchen aufkaufte". Dadurch sei der Kurs auf das erforderliche Kursniveau gehoben worden, das dann am 27. Februar rund hundert leitenden Telekom-Managern etwa 9,2 Millionen Euro Reibach aus einem Stock-Options-Programm (Sop) bescherte. "Folgt man den Angaben der involvierten Beschuldigten", heißt es im Gutachten, soll "für den Ankauf durch Euro Invest eine Risikoprämie im Ausmaß zwischen einer Million bis 1,5 Millionen Euro an Wanovits vereinbart gewesen sein." Laut Einvernahmen soll ein Teil dieser Risikoprämie bar an Wanovits via Telekom-Manager geflossen sein.

Divergierende Angaben

"Hinsichtlich der Zeitpunkte und der Höhe der übergebenen Bargeldbeträge an Wanovits besteht unter den Beschuldigten keine einheitliche Meinung respektive Erinnerung", heißt es in der Expertise. "Jedoch gibt es 2004 Anhaltspunkte, dass Konto-Barbehebungen von Peter Hochegger an Verantwortliche der Telekom weitergereicht wurden." Laut Kopetzky sollen etwa 953.000 Euro rund um das Stock-Options-Programm via Hochegger an Wanovits geflossen sein.

Indes hat Wanovits der Staatsanwaltschaft Ende 2011 schriftlich mitgeteilt, das ihm drei Bargeldübergaben in den Jahren 2004/05 in Höhe von insgesamt 600.000 Euro "erinnerlich geblieben sind". Es gibt aber keine Zahlungsbelege oder Empfangsbestätigungen, merkt der Gutachter auf Seite 34 an.

Wo kamen aber diese Beträge her? Laut Gutachter Kopetzky soll der Tenor der bisherigen Einvernahmen ergeben, dass Hochegger/Valora "als Bereitsteller respektive Verwalter eines ,Geldtopfes‘ für die Telekom agiert haben". "Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Kassa den Möglichkeiten der Telekom entsprechend laufend und ,präventiv‘ gefüllt wurde, ohne dass zwangsläufig konkrete Verwendungsüberlegungen bestanden hätten", ergänzt Kopetzky.

Im Fall "Aktienkurs" soll eine Osteuropa-Studie der Telekom mit dem Logo der Valora versehen worden sein und Hochegger als Leistungsnachweis gedient haben, um zwei Rechnungen in Höhe von je 900.000 Euro brutto der Telekom legen zu können. Aus diesen Zahlungen sollen zum Teil die Bargeldübergaben an Wanovits bestritten worden sein - laut Kopetzky 563.000 Euro. Weiteres Geld im Zusammenhang mit der mutmaßlichen "Kursmanipulations-Risikoentschädigung" soll über "Windparkstudien" an Wanovits geflossen sein.

Die "Wiener Zeitung" erreichte Banker Wanovits am Mittwoch telefonisch. Er wollte zum laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben.

Nebenbei Kickbackzahlungen

Dem Gutachten ist auch zu entnehmen, dass es im Zuge der Bargeldübergaben an Wanovits auch zu Kickbackzahlungen an die Telekom-Manager Josef T. und Gernot Schieszler gekommen sein soll. Das sagte Josef T. laut Aktenlage in Einvernahmen aus. Sprach er anfangs laut Gutachten jedoch von je 50.000 Euro an Rückflüssen an Schieszler und ihn, so korrigierte T. seine Angaben später auf 10.000 Euro und 15.000 Euro.

Kronzeuge Gernot Schieszler soll schon zuvor bei Staatsanwalt Hannes Wandl darüber ausgepackt haben.

"Das ist nichts Neues", sagt Stefan Prochaska, Strafverteidiger von Schieszler zur "Wiener Zeitung". "Mein Mandant hat das alles bereits vor den Hausdurchsuchungen und der Einvernahme von Josef T. beim Staatsanwalt ausgesagt."