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Wien. Die Anklage im Strafverfahren rund um die ehemalige Telekom-Immobilie am Schillerplatz erodiert immer mehr. Erst hatte Richterin Claudia Moravec-Loidolt drei Nebenangeklagte freigesprochen. Und jetzt sieht es so aus, als würde auch die Anklage wegen Untreue gegen die Ex-Telekom-Vorstände Heinz Sundt und Stefano Colombo sowie Ex-ÖBB-Boss Martin Huber und seine Frau Barbara Huber-Lipp zerbröseln.
Huber und seine Frau hatten 2006 über ihre Firma SP4 die Immobilie um 5,4 Millionen Euro von der Telekom gekauft und ein Jahr später um 10,9 Millionen Euro an die Seeste Bau veräußert - unverändert, aber mit Baugenehmigung und Entwicklungskonzept. Die Ex-Telekom-Vorstände hatten kein Wertgutachten eingeholt und daher laut Anklage das Haus zu billig verscherbelt. Diese Annahme beruht auf einem Gutachten des Sachverständigen Roland Popp, wonach die Gebäudeteile 9,8 Millionen Euro wert waren. Popp hatte aber den Wert des Entwicklungsprojekts ermittelt, Moravec trug ihm auf, den reinen Gebäudewert zu berechnen.
Neues Gutachten bestätigt Ansicht der Verteidiger
Und siehe da: Das neue Gutachten, das Popp am Dienstag vorlegt, geht laut Hubers Anwalt Meinhard Novak von 5,5 bis 6 Millionen aus. "Damit wäre es nie zu einer Anklage gekommen", sagt Novak. Tatsächlich zerfällt damit die Anklage, spannend werden noch die Zeugenaussagen: Geladen sind Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer, der für die SP4 den Vertrag errichtet hat, Seeste-Geschäftsführer Michael Möstl und Telekom-Revisor Christopher Schneck.
Für Huber ist noch nichts vorbei: Die Anklage gegen ihn wurde auf Betrug ausgeweitet, weil er seine SP4-Beteiligung vor dem ÖBB-Aufsichtsrat verschleiert haben soll, was er bestreitet.