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Teleskop mit zwei Standorten

Von Eva Stanzl

Wissen
Südafrika baut rund 3000 Empfangsschüsseln für Radiosignale in neun Ländern Afrikas.
© SKA South Africa

Die Entscheidung könnte logistische Probleme bringen und Kosten steigern.


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Amsterdam/Wien. Nach Monaten des politischen Ringens ging man den Weg der Diplomatie: Das weltgrößte Radioteleskop soll nicht einen, sondern zwei Standorte bekommen. Die Bewerber Südafrika und Australien sollen sich das Square Kilometre Array (SKA) teilen, beschlossen die Vertreter der Länder Italien, Kanada, Vereinigtes Königreich, China und Niederlande, die der zuständigen Organisation vorsitzen.

SKA soll 50 Mal empfindlicher und 10.000 Mal schneller sein als die derzeit besten Teleskope. Zu Kosten von rund 1,5 Milliarden Euro werden 3000 Empfangsschüsseln für Radiosignale in Südafrika und acht weiteren Ländern Afrikas sowie eine noch größere Anzahl an Antennen in Australien errichtet. Ab ihrer Fertigstellung 2024 soll die Anlage bis zum Urknall zurücklauschen können und Aufschluss geben über die Entstehung des Universums. SKA kann auch Signale von Außerirdischen hören, so es sie gibt.

Über den Standort gab es heftige Diskussionen. Für Australien sprach die Abgeschiedenheit des Gebiets nördlich der westaustralischen Stadt Perth, wo keine Mobilfunkwellen die Radiosignale stören. Südafrika argumentierte mit dem wirtschaftlichen Anschub, den die Teleskopanlage dem Kontinent bringen würde. Und nun, da die Entscheidung zugunsten beider beide Länder gefallen ist, flammen neue Kontroversen auf.

"Fast sicher ist, dass die Aufteilung der Standorte die Kosten besonders für die zweite Bauphase ab 2018 in die Höhe treiben wird", betont Heiko Falcke, Radioastronom der niederländischen Universität Radboud in "Nature". Brian Schmidt, Astronomie-Nobelpreisträger der National University in Canberra, beziffert die Preissteigerung mit 30 Prozent: "Im gegenwärtigen budgetären Umfeld könnte es schwierig werden, das zu argumentieren." Zudem könne die Projektkoordination über sechs Zeitzonen zur Folge haben, dass in der Essenz zwei separat geführte Teleskope entstünden. SKA-Vorstandsvorsitzender John Womersley verweist dagegen auf den Wert für die Forschung: "In beiden Ländern bauen wir auf Pilotanlangen auf, die einander ergänzen."

Vorausgesetzt Australien, das im März eine Qualitätsprüfung gewonnen hatte, macht noch mit. Der zuständige Direktor im staatlichen Forschungsinstitut, Brian Boyle, sagte zur Zeitung "Australian", das Land werde lieber einen Rückzieher machen, als sich das Projekt mit Südafrika zu teilen.