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Bezirksvorsteherin und Eltern der Josefstadt wollen Autobus vor Schulen bremsen. Die Wiener Linien sind dagegen.
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Wien. Mit mehreren zehntausend Fahrgästen täglich ist der 13A, der die Alser Straße mit dem Hauptbahnhof verbindet, Wiens am stärksten befahrene Buslinie. Seit April 2015 verkehren auf der Strecke Gelenkbusse, die deutlich größer sind als die bisherigen Modelle. Sie bieten zu Stoßzeiten 2340 statt 1500 Fahrgästen Platz.
Allerdings können die großen Busse auf Schulkinder durchaus bedrohlich wirken und eine Gefahr darstellen, findet die Bezirksvorsteherin der Josefstadt Veronika Mickel: "Vor Schulen, wo ein erhöhter Sicherheitsbedarf besteht, sollte die Geschwindigkeit der Buse auf 30 Stundenkilometer reduziert werden. Dabei geht es aber natürlich nicht nur um den 8. Bezirk. Schulwegsicherheit ist überall ein Thema." Angestoßen wurde die Debatte von Elternvertretern an Josefstädter Schulen, besonders im Bereich Strozzigasse, Piaristengasse und Zeltgasse. Beim Elternverein der VS Zeltgasse wollte man jedoch noch keine Stellungnahme abgeben. Man wolle erst konkretere Vorschläge ausarbeiteten. Ein runder Tisch mit den Wiener Linien ist in den nächsten Wochen geplant.
Tempo 30 als Dauerthema
In der öffentlichen Diskussion ist Tempo 30 auf Schulwegen gerade zum Schulanfang immer wieder Thema. In einer Presseaussendung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit zu Beginn des Schuljahres wird beispielsweise ausdrücklich auf die Wichtigkeit von Tempo 30 im Schulumfeld hingewiesen, da so bei Kollisionen die Lebensgefahr verringert werden kann.
Messungen haben demnach ergeben, dass in Tempo-30-Zonen 74 Prozent der Lenker die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschreiten. Mehr als 500 Kinder werden jährlich auf dem Schulweg verletzt, was laut dem Kuratorium vor allem daran liegt, dass sie die Umwelt anders wahrnehmen als Erwachsene und sich impulsiver verhalten. Daher wären Kinder auch vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen und bräuchten im Straßenverkehr den besonderen Schutz durch andere Verkehrsteilnehmer.
"Auch im Kinderparlament kommt das Thema immer wieder zur Sprache. Es ist also auch den Kindern selbst ein Anliegen", sagt Mickel. "Beim Café Hummel auf der Josefstädter Straße fährt die Straßenbahn auch schon 30. Es braucht einfach eine gute Begründung, und die ist aus meiner Sicht gegeben."
Wiener Linien dagegen
Doch die Wiener Linien sprechen sich sich prinzipiell gegen Tempo 30 für öffentliche Verkehrsmittel aus. Man sehe keine Rechtfertigung für eine Sonderregelung entlang des 13A in der Josefstadt, da sich überall in der Stadt Schulen befänden. "Uns ist der Anlass der Diskussion nicht ganz klar", erklärt Michael Unger, Pressesprecher des Verkehrsbetriebs. "Grundsätzlich ist der Streckenabschnitt in der Josefstadt bereits sehr sicher. Aufgrund von Zebrastreifen, schmalen Straßen und Steigungen kann der Bus die meiste Zeit ohnehin nicht besonders schnell fahren. Seit Jahrzehnten wurden uns dort keine Vorkommnisse gemeldet." Bei den Wiener Linien würden außerdem die Geschwindigkeitsbegrenzungen genau eingehalten und mittels Fahrtenschreiber kontrolliert werden.
Auch eine Verringerung des Tempos zu Zeiten, auf denen besonders viele Schüler unterwegs sind, macht für Unger wenig Sinn: "Gerade wenn die Schule anfängt müssen auch die meisten Leute ins Büro. Die öffentlichen Verkehrsmittel sollten vor allem zu Stoßzeiten Priorität haben. Sonst steigen die Leute wieder auf das Auto um."
Bei dem geplanten Gespräch mit den Elternvertretern wird es deshalb zuerst einmal darum gehen, die Sorgen der Personen zu konkretisieren und festzustellen, woher bestimmte Wahrnehmung kommen und wie viele Leute betroffen sind.
Tempolimit als Regierungsziel
In der Neuauflage des rot-grünen Koalitionsabkommens ist Tempo 30 im Stadtgebiet als offiziell Regierungsziel festgeschrieben. So heißt es dort wörtlich: "Die erfolgreiche Einführung vom Tempo-30-Zonen in Wohngebieten soll zur Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität weitergeführt werden."
Die Wiener Bezirksvertretungen können Tempo-30-Zonen beantragen, die anschließend von der Abteilung Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten (MA 46) geprüft werden. Auf Straßen mit öffentlichem Personennahverkehr werden nur in Ausnahmefällen Tempo-30-Zonen eingerichtet. Im November wurden beispielsweise in Wieden gegen den anfänglichen Widerstand der Wiener Linien neue Tempo-30-Zonen durchgesetzt. Diese betreffen auch die auch Streckenführung des 13.
Auf der Website der Stadt Wien ist ein Rechenbeispiel angeführt das besagt, dass eine 1,5 Kilometer lange Strecke mit 50 Stundenkilometern in etwa zwei Minuten, mit 30 Stundenkilometern in etwa drei Minuten zurückgelegt werden kann: "Eine Minute länger als Preis für mehr Sicherheit, mehr Luftqualität und weniger Lärm", wird appelliert. Aus dem Büro von Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke, wurde auf die Anfrage um eine Stellungnahme auf die Wiener Linien verwiesen.