Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger und mehr als 130 andere Kandidaten kämpfen heute in Kalifornien um das höchste Amt im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat. Sie wollen Gouverneur Gray Davis ersetzen, über dessen Amtsenthebung rund 15 Millionen Wähler entscheiden. Spricht sich die Mehrheit für eine Absetzung von Davis aus, wird derjenige Nachfolger, der die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Der gebürtige Österreicher ist nach den jüngsten Umfragen Favorit.
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Die Bezirke haben 28 Tage, um ihre Stimmenauszählung einzureichen. Danach stellt die Bundesregierung in Sacramento das amtliche Endergebnis fest. Anträge auf Neuauszählungen sind möglich. Die Wahlbehörde geht davon aus, dass die Fristen ausgeschöpft werden. Sollte Davis des Amtes enthoben werden, könnte der Gouverneur dann frühestens Mitte November den Amtseid ablegen.
Die Republikaner um Präsident George W. Bush haben sich aus dem Wahlspektakel in Kalifornien ziemlich herausgehalten. Es ist kein Geheimnis, dass ihnen die Abwahldebatte in die Quere kommt. "Das Weiße Haus wäre bestimmt nicht traurig, wenn die Abwahl scheitert", sagt Sherry Bebitch Jeffe, Politikwissenschaftlerin an der University of Southern California. "Denn wenn es klappt, können sie Davis im Präsidentenwahlkampf nächstes Jahr nicht als demokratischen Prügelknaben nutzen."
Sollte Schwarzenegger aber gewinnen, rechnet Jeffe mit einer Kehrtwende. "Dann hätten die Republikaner plötzlich einen Superstar, und Bush würde sich bestimmt sofort neben ihm ablichten lassen." Der ehemalige Bodybuilder sei nicht nur landesweit bekannt, sagt Jeffe, und damit ideal als Spendensammler einzusetzen. Da Bush und seine engsten Vertrauten wie Vizepräsident Richard Cheney und Justizminister John Ashcroft vor allem beim rechten Lager der Konservativen ankommen, könne Schwarzenegger als Symbol des moderaten Republikaners herangezogen werden.
Allerdings ist der Hüne mit dem steirischen Akzent nicht allen Konservativen geheuer. Die Vorwürfe zahlreicher Frauen, die dem Actionstar sexuelle Belästigung vorwerfen, lassen selbst solche, die Schwarzenegger eine große Wirkung als Publikumsmagnet bescheinigen, auf Distanz gehen. So dürften Bushs Strategen im Falle eines Sieges das Image Schwarzeneggers und dessen Erfolgsaussichten bei der Lösung der schweren Haushaltskrise in Kalifornien sehr genau unter die Lupe nehmen, bevor sie ihn für den nationalen Wahlkampf vereinnahmen.
Die ganz Verwegenen trauen Schwarzenegger sogar zu, Kalifornien für Bush ins konservative Lager zu ziehen. "Ein Schwarzenegger-Sieg öffnet die Möglichkeit, dass Bush Kalifornien gewinnt", sagte der republikanische Meinungsforscher John McLaughlin. Das halten Politikwissenschaftler wie Jeffe aber für unwahrscheinlich. Kalifornien wählte in landesweiten Wahlen zuletzt 1988 konservativ, damals für Bushs Vater. Seitdem haben die republikanischen Kandidaten ihren Wahlkampf in Kalifornien wegen Aussichtslosigkeit immer früh eingestellt. Der Demokrat Al Gore gewann Kalifornien 2000 mit 1,3 Millionen Stimmen Vorsprung vor Bush.