Zum Hauptinhalt springen

Terminator greift nach der Macht

Von Wolfgang Tucek

Politik

Arnold Schwarzenegger geht in die Politik. Überraschend gab der 56-Jährige in einer am frühen Donnerstag ausgestrahlten Talk-Show bekannt, dass er für das Gouverneursamt von Kalifornien kandidieren wird. Der aus der Steiermark stammende Filmstar, der als gemäßigter Republikaner gilt, bewirbt sich damit um die Nachfolge des Demokraten Gray Davis bei vorgezogenen Neuwahlen am 7. Oktober.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Eine medial perfekt aufgezogene Performance: Nach wochenlangem öffentlichen Rätselraten über die Kandidatur des austro-amerikanischen Hollywoodstars Schwarzenegger ließ er die Katze vor den laufenden Kameras der Jay-Leno-Show aus dem Sack. Er wird als Kandidat der Republikaner für das Gouverneursamt von Kalifornien kandidieren. "Die Politiker betrügen, fummeln herum und versagen", sagte Schwarzenegger. "Der Mann, der den Menschen nicht gerecht wird wie kaum ein anderer, ist Gray Davis. Er versagt schrecklich, und das ist der Grund, warum er abgelöst werden muss, und deswegen kandidiere ich als Gouverneur".

Geschickt eingefädelt

Das Medienecho war enorm. Wortwitze wie "Total Recall", "Hasta la Vista, Davis" und "Governator" folgten sofort. "Terminator 4", untertitelte der US-Sender CNN seine Berichte, "große Story", meinte das Nachrichten-Team vom Sender MSNBC. Den Kommentatoren in den USA ist jedoch auch klar: Arnold ist ein ernstzunehmender Kandidat, der eine historische Wende in dem traditionell von den Demokraten dominierten Kalifornien zu Gunsten der Republikaner herbeiführen kann.

Bis zuletzt hatte es so ausgesehen, als ob der als Familienmensch bekannte Schwarzenegger seiner Frau, der bekennenden Demokratin Maria Shriver aus dem Kennedy-Clan, zuliebe auf das Abenteuer Politik verzichten würde. Und Arnolds politischer Berater George Gorton, hatte noch bis zum letzten Tag versichert, der Filmstar werde eher nicht bei der Wahl um Kalifornien antreten. Die US-Medien waren fast schon überzeugt, dass mit einer Kandidatur nicht mehr zu rechnen sei - umso größer war dann der Überraschungseffekt. Schwarzenegger habe gezielt Gerüchte gestreut, um dann die Nachricht seiner Kandidatur umso besser zu platzieren, glaubt NBC-Analyst Jonathan Alter.

Schwierige Entscheidung

"Meine Frau steht 100 Prozent hinter meiner Entscheidung.", erklärte der Hollywoodstar bei seiner ersten Pressekonferenz als Gouverneurskandidat. "Das war eine sehr schwierig zu treffende Entscheidung, eine der schwierigsten Entscheidungen meines ganzen Lebens", fuhr der gebürtige Steirer fort. Aber, mit seiner Frau im Rücken, sieht er sich zur Rettung Kaliforniens berufen: "Wir sehen einen ständigen Verfall dieses Staats, der nun das höchste Budgetdefizit seiner Geschichte hat", griff Schwarzenegger die regierenden Demokraten frontal an. "Ich will den weiteren Verfall Kaliforniens stoppen", versprach er.

Kalifornien brauche eine bessere politische Führung, forderte der Filmstar. Getreu seinem Ruf als wirtschaftlich Konservativer aber gesellschaftspolitisch Liberaler, der die Abtreibung nicht verteufelt und sich für die Rechte Homosexueller einsetzt, erklärte er auch seine Pläne: In diesem "großartigen Staat" müsste zu allererst die Wirtschaft wieder angekurbelt werden. "Wenn die Unternehmen wieder zurückkommen, dann kommen auch die Gewinne wieder". Weiters zeigte er sich sehr sozialpolitisch engagiert: Schüler müssten genug Schulbücher haben, für Alte und Kranke müsse gesorgt werden.

"Amerikanischer Traum"

Ausdrücklich richtete sich Schwarzenegger, der den Prototyp des "Amerikanischen Traums" verkörpert, auch an die in Kalifornien stark vertretenen Einwanderer. Als er selber "mit leeren Taschen" aus Österreich in die USA kam, sei er hier mit offenen Armen empfangen worden. Diese gute Aufnahme und die großen Möglichkeiten in den USA hätten ihm erst seine Karriere ermöglicht, betonte er. Die größte Einwanderer-Gruppe in Kalifornien, die Latinos, wählt zwar mehrheitlich demokratisch, die meisten stehen laut Beobachtern aber dem moderaten Republikaner Schwarzenegger positiv gegenüber.

Vorgehen der Demokraten

Entscheidend für den Erfolg des Neo-Politikers wird aber auch das gegnerische Kandidatenfeld sein. Davis verfolgt die Strategie, alle Demokraten geschlossen hinter sich zu scharen und eine Alternativ-Kandidatur aus der eigenen Partei bei den Recall-Wahlen auszuschließen. Prominente Demokraten fürchten jedoch, dass gerade dadurch Kalifornien an die Republikaner verloren wird. Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein mit Zustimmungswerten von rund

60 Prozent könnte Schwarzenegger wohl schlagen. Doch Feinstein hat immer wieder bekräftigt, sie habe keine Absicht zu kandidieren. Die Wahl werde "einem Karneval immer ähnlicher", meinte Feinstein.

Schauspieler wie Reagan

Schwarzenegger ist nach Ronald Reagan der zweite Schauspieler, der in Kalifornien für das Gouverneursamt kandidiert. Reagan, wie Schwarzenegger ebenfalls Republikaner, war von 1967 bis 1974 Gouverneur von Kalifornien und von 1981 bis 1988 Präsident der USA. Präsident darf Schwarzenegger nach herrschendem Recht leider nicht werden. Demnach muss ein US-Präsident in den USA geboren werden.