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Neugestaltung Schwedenplatz: Untertunnelung "nicht möglich", Vassilakou schlägt Terrasse vor.
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Wien. "Das Projekt Donaukanal leidet an Entscheidungslosigkeit", sagte Architekt Heinz Neumann bereits vor einem Jahr zur "Wiener Zeitung". Dabei spielte er gar nicht einmal auf die vergangenen Jahre, sondern auf die vergangenen Jahrzehnte an. Bereits 1968 baute er ein Modell für eine Neugestaltung des Schwedenplatzes. Dieses und viele andere haben schon lange Staub angesetzt.
Realisiert wurden bis dato - abgesehen von Sanierungen und U-Bahn-Eröffnungen - eine groß angelegte Bürgerbefragung im Jahr 2012 und zahlreiche Studien zur Machbarkeit diverser Ideen. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou hatte bereits mit Amtsantritt im Jahr 2010 festgestellt, dass vor allem beim Schwedenplatz als zentraler Ort und als Tor zur Inneren Stadt Handlungsbedarf bestehe. Rund 2200 Wiener haben bei der Befragung rund um den Sommer 2012 mitgemacht.
Am Sonntag machte Vassilakou in einem "Krone"-Interview erneut einen Vorstoß: Sie stellte in den Raum, den mehrere Spuren umfassenden Franz-Josef-Kai zwar nicht unter die Erde zu verlegen, aber eventuell zu überplatten - wodurch eine große Terrasse entstehen würde. Eine Untertunnelung des Schwedenplatzes, wie es noch kürzlich die Noch-Bezirksvorsteherin des 1. Bezirks, Ursula Stenzel, forderte, sei nicht machbar. Das habe nun eine in Auftrag gegebene Studie gezeigt. So hätte etwa ein großer Abwasserkanal gequert werden müssen. Außerdem müssten laut der Expertise die Wiener Linien ihre unterirdische Trafo-Station für die U1 und U4 verlegen. "Technisch möglich, aber teuer", so Vassilakou. Die Linien wären beim Umbau tagelang lahmgelegt. Auch müssten vier Tragwerke von den Donaukanal-Brücken angehoben werden. Die Grünen in der Inneren Stadt bestätigten das Aus für die Tunnelpläne: Diese seien verkehrstechnisch höchst problematisch und würden "horrende Kosten jenseits von 100 Millionen Euro verursachen", hieß es.
Im Herbst 2013 wurde das Leitbild auf Basis der Bürgerbefragung fertiggestellt. Dieses sollte wiederum Basis für den Umbau sein. Bereits vor einem Jahr kündigte Vassilakou einen Architektenwettbewerb an. Zunächst sollten aber noch Verkehrskonzepte in Auftrag gegeben werden. Im vergangenen Jahr wurde aber vor allem gestritten: Vassilakou und Stenzel waren sich unter anderem über die Anzahl der Fahrspuren uneinig. Immerhin soll die Neugestaltung des Platzes in erster Linie den Fußgängern zugutekommen. Am Sonntag kündigte die Vizebürgermeisterin nun erneut den geplanten Wettbewerb an.
Für den Parteichef der Bezirks-ÖVP und gehandelten Stenzel-Nachfolger, Markus Figl, wäre die Tunnellösung eine schöne Lösung gewesen. "Jetzt liegen zwei Machbarkeitsstudien auf dem Tisch. Daher sollen sich die Experten nun zusammensetzen und gemeinsam auf Fachebene diskutieren", sagte er zur "Wiener Zeitung". Die Stadt Wien muss laut Figl bei Planung und Umsetzung ihre Unbeweglichkeit aufgeben. Auch die stellvertretende Bezirksvorsteherin des 1., Daniela Ecker-Stepp, forderte eine rasche Umsetzung der Neugestaltung. Diese sei auch ohne Tunnellösung möglich. Die Pattstellung zwischen Vassilakou und der Bezirks-ÖVP solle rasch beendet werden.
Geplant sind neu gestaltete Aufenthaltsbereiche und eine bessere Orientierung am Platz. Die bestehenden Bäume sollen erhalten bleiben, auch neue Pflanzen sind vorgesehen. Am Morzinplatz sollen betretbare Grünflächen eingerichtet werden. Ein neues Beleuchtungskonzept soll Sicherheit auch in den Nachtstunden bieten. Am Schwedenplatz soll es weniger Autoverkehr geben.
Wenn dann einmal doch ein Ergebnis eines Wettbewerbs da sein sollte, sieht Neumann allerdings wieder ein Problem: Der Entwurf "wird so lange massakriert, bis ein Hybrid das Ergebnis ist. Das ist schade", sagte er. Das sei jedoch die übliche Vorgangsweise bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen in Wien.