Zum Hauptinhalt springen

Terror hat nun auch Iran erreicht

Von Arian Faal

Politik

Mindestens 18 Tote bei Angriffen auf Parlament und Khomeini-Mausoleum - IS reklamierte Anschläge für sich.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Teheran/Wien. Die jüngste Serie von weltweiten Terroranschlägen der sunnitischen Extremistenmiliz "Islamischer Staat" reißt nicht ab: Nach Al-Minja (Ägypten), Kabul, Manchester, London und Paris schlugen die Terroristen am Mittwochvormittag auch in der iranischen Hauptstadt Teheran zu. Bei offenbar zwei koordinierten Angriffen auf das Parlament und das Mausoleum des Gründers der Islamischen Revolution, Ayatollah Ruhaollah Khomeini, wurden mindestens 18 Personen getötet. Ein dritter geplanter Anschlag konnte laut offiziellen Angaben des Geheimdienstministeriums in letzter Sekunde vereitelt werden. "Die Attentäter des geplanten dritten Angriffs sind in Haft", hieß es.

Fast gleichzeitig agierten die zwei anderen Gruppen von jeweils vier bis fünf bewaffneten Angreifern. Sie stürmten den Parlamentskomplex im Stadtzentrum und das Mausoleum des Staatsgründers südlich von Teheran. Unter den Tätern befanden sich auch Frauen, beim Anschlag im Majles, dem Parlament, sind nach Medienberichten einige der Attentäter als Frauen verkleidet durch den Haupteingang in das Gebäude gelangt. Über den Hergang der Anschläge und über die Opferzahlen gab es im Laufe des Tages widersprüchliche Angaben.

Mehr als 40 Verletzte

"Wir waren auf dem Weg zum Plenarsaal, haben Detonationen gehört und wussten, dass etwas passiert war", erklärte Arash Hanai, ein Augenzeuge im telefonischen Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Die Angreifer waren in Frauenkleidung unterwegs und hatten Sportschuhe an", sagte der Zeuge. Von offizieller Seite bestätigt wurde nur, dass sich bei dem Doppelanschlag drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt haben.

Beim Mausoleum sprengte sich eine Attentäterin in die Luft. Ein anderer Angreifer wurde erschossen und ein dritter verhaftet. Ein anderer Angreifer zündete seinen Sprengstoffgürtel in einem Bürogebäude des Majles, wo sich die Angreifer verschanzt hatten. Mindestens 40 Menschen wurden laut den Rettungskräften verletzt, von denen zwei im Krankenhaus ihren Verletzungen erlagen.

Krisensitzung zu Anschlägen

Das Innenministerium und der Nationale Sicherheitsrat (Shoraye Amniate Melli) beriefen sofort eine Sondersitzung zu den Anschlägen ein. Paramilitärische Bassij-Milizen und Polizisten riegelten das Majles und das Khomeini-Mausoleum großräumig ab. Am Vorplatz des Parlaments gab es Taschen- und Personenkontrollen. Zudem wurden mehrere Linien der Teheraner Metro geschlossen.

Innenminister Abdolrahman Fasli erklärte zu Mittag, dass der Schusswechsel zwischen den Sicherheitskräften und den Terroristen im Parlament beendet worden sei. "Alle vier Angreifer im Majles sind tot. Einer hat sich in die Luft gesprengt und drei wurden erschossen", sagte der Minister. "Die Sicherheitskräfte räumen das Gebäude und durchsuchen es nach Bomben", ergänzte er. Zuvor hatten die Angreifer vergeblich versucht, in den großen Plenarsaals des Majles zu gelangen, wo zu diesem Zeitpunkt eine Klausursitzung unter dem Vorsitz des Parlamentspräsidenten Ali Larijani stattfand. Angesprochen auf die Geschehnisse meinte dieser, dass sich das Parlament von "Nebensächlichkeiten" nicht bremsen lasse, die Sitzung abzuhalten und kündigte an, dass die Sicherheitskräfte mit den Angreifern fertig werden würden. Laut einigen Medienberichten verschanzten sich die Angreifer im oberen Stock des Gebäudes und nahmen auch Geiseln.

Knapp nach dem Anschlag reklamierte der IS die Angriffe für sich und sprach von einem "Erfolg in Teheran". Der schiitische Iran war bisher von derlei Attacken verschont geblieben, auch wenn der IS der iranischen Führung schon öfter gedroht hatte. Erst im März veröffentlichte die sunnitische Miliz ein Video in Farsi, in dem sie ankündigte, den Iran zu erobern und "der sunnitischen muslimischen Nation zurückzugeben".

Das Mausoleum von Ayatollah Khomeini in Teheran, ist ein Symbol der Stärke der Islamischen Republik und eine Hommage an deren Gründer Khomeini. Mit seinen goldenen Minaretten und Kuppeln und den hohen Portalen erinnert es an die Mausoleen der schiitischen Imame in Mashhad oder Najaf, übertrifft sie aber noch an Größe und Opulenz. Jedes Jahr am 4. Juni ist das Mausoleum Schauplatz einer riesigen Kundgebung zum Todestag Khomeinis. Erst am Sonntag versammelte sich die Staatselite an dem Grab, um des Revolutionsführers zu gedenken. Irans Führer Ali Khamenei warf dem Westen vor, eine verfehlte Strategie gegen Dschihadisten zu verfolgen.

Wut auf Araber

Die überwiegend junge iranische Bevölkerung reagierte am Mittwoch mit Hass-Tiraden auf Saudi-Arabien und den IS auf die Anschläge. Unter anderem wurde unter den Hashtags #wearetogether und #TerrormachtinTeheranStation zu Einheit und Zusammenhalt aufgerufen.