Zum Hauptinhalt springen

Terror: Obama ist bereit für Reformen

Von WZ Online

Politik

US-Botschaft im Jemen wieder geöffnet. | Washington. Präsident Barack Obama will als Reaktion auf den vereitelten Anschlag von Detroit Neuerungen in der US-Terrorabwehr einführen. Obama werde nach einem Treffen mit den Chefs mehrerer US-Geheimdienste am Dienstag eine "Reihe von Reformen" bekanntgeben, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus US-Regierungskreisen. | Theoretisch ist alles gefährdet


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ein Sprecher Obamas sagte bereits, dass sämtliche Listen mit Namen von Terrorverdächtigen geprüft würden. Bei dem Krisentreffen mit den Geheimdienstchefs im Weißen Haus sollte unter anderem geklärt werden, warum gegen den verhinderten Attentäter Umar Farouk Abdulmutallab trotz Warnungen kein Flugverbot verhängt wurde und wie er den Sprengstoff an Bord der US-Maschine schmuggeln konnte. Es geht darum, Konsequenzen aus den Pannen im Vorfeld des gescheiterten Anschlags zu ziehen. Obama hatte den Sicherheitsdiensten "inakzeptable" Versäumnisse vorgeworfen und umfassende Reformen wie auch personelle Folgen angekündigt.

Obama werde die Neuerungen nach einem Treffen mit Spitzenvertretern der Geheimdienste und anderer Sicherheitsbehörden bekanntgeben. Dabei werde es unter anderem um eine Verbesserung des Systems zur Erfassung von mutmaßlichen Terroristen gehen.

Der Präsident hatte nach dem nur knapp vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug "menschliche und systemische Fehler" bei den Sicherheitsbehörden gerügt. Die Dienste hätten einzelne Informationen über den mutmaßlichen Attentäter nicht zusammengefügt. Der 23-jährige Nigerianer wird beschuldigt, auf einem Transatlantikflug kurz vor der Landung in Detroit versucht zu haben, einen Sprengsatz zu zünden. Die USA haben infolge des Vorfalls bereits die Sicherheitskontrollen für Flugpassagiere aus 14 Ländern verschärft.

Jemen: US-Botschaft offen

Die wegen befürchteter Anschläge seit Sonntag geschlossene US-Botschaft im Jemen hat wieder geöffnet. Ungeachtet der schwierigen Sicherheitslage in dem arabischen Land werde die Vertretung in Sanaa heute wieder Besucher empfangen, berichtete CNN. Ein deutscher Terrorexperte warnte indes vor einem Zerfall des Jemen. Dies würde sich auf die Stabilität Saudi-Arabiens auswirken und könnte auch die Ölversorgung Europas und der USA bedrohen.

Furcht und Schatten

Furcht vor konkreten Anschlagsplänen hat vor einem Jahr die Vereidigung von US-Präsident Barack Obama überschattet. Wie die "New York Times" in ihrer Internetausgabe am Montag berichtete, galt ein Bombenattentat auf die Zeremonie in Washington als so wahrscheinlich, dass das Weiße Haus Verteidigungsminister Robert Gates an einen sicheren Ort brachte, damit er für den Fall eines Mordes an Obama als Staatschef zur Verfügung stehen könnte. Dem Bericht zufolge wurde befürchtet, dass eine Gruppe Somalier, die aus Kanada in die USA kommen wollten, einen Anschlag auf Obama verüben würden.

Obama schwor seinen Amtseid am 20. Jänner 2009 auf den Stufen des Kapitols, Millionen von Fernsehzuschauern in aller Welt verfolgten die Vereidigung. "Alle Informationen wiesen darauf hin, dass es sich um eine wirkliche, schnell voranschreitende Bedrohung handelte", sagte Juan Carlos Zarate, damals Sicherheitsberater von Präsident George W. Bush, der "New York Times". Obamas Berater für Terrorismusbekämpfung, John Brennan, sagte dem Blatt, der Anschlagsplan "schien mit dem Näherrücken der Vereidigung immer glaubwürdiger und bedeutender zu werden".

Brennan geht nach eigenem Bekunden mittlerweile davon aus, dass das damalige Durchsickern von Informationen zu Anschlagsplänen auf Rivalitäten zwischen Untergrundgruppen zurückgeht, die einander schaden wollten. Die Drohung erwies sich innerhalb von 72 Stunden als gegenstandslos.