Zwölf Ausländer unter den Todesopfern. | Marrakesch. Bei einem Bombenanschlag im marokkanischen Touristenort Marrakesch sind einem Medienbericht zufolge 15 Menschen getötet worden. Zwölf Ausländer, darunter sechs Franzosen, seien ums Leben gekommen, berichteten Ärzte am Donnerstagabend.
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Die Annahme, dass es sich bei der Detonation in einem bei Touristen beliebten Café um einen Anschlag handle, habe sich durch erste Auswertungen erhärtet, teilte das Innenministerium mit. 20 Menschen seien verletzt worden.
Zwei Bewohner berichteten der Nachrichtenagentur Reuters von einem Selbstmordattentäter. Das örtliche Fernsehen berichtete, ein Selbstmordattentäter sei in die Küche des Lokals eingedrungen und habe sich neben den Gasflaschen für den Herd in die Luft gesprengt. Dies habe die Wucht der Detonation noch vergrößert. Diese ließ das Lokal teilweise einstürzen und begrub die Gäste unter den Trümmern. Die Polizei hatte die gewaltige Explosion zunächst auf ein Gasleck in der Küche zurückgeführt. Experten sehen in dem Anschlag die Handschrift islamistischer Extremisten.
Schlag für Marokkos Tourismus
Der Anschlag dürfte den für das nordafrikanische Land wichtigen Tourismus empfindlich treffen, der ohnehin noch unter der schwächelnden Konjunktur leidet. "Die Menschen haben Panik. Das ist ein Angriff von Terroristen, der die Wirtschaft treffen wird und das Image des Landes beschmutzen wird", sagte ein Börsenhändler. Die marokkanische Börse sackte kurz ab, erholte sich aber wieder etwas und schloss 1,6 Prozent im Minus.
Der Anschlagsort lag in der Altstadt von Marrakesch, die von den Vereinten Nationen als Weltkulturerbe anerkannt ist. Üblicherweise drängen sich hier Geschichtenerzähler und Schlangenbeschwörer. "Man kann keinen symbolischeren Ort finden", sagte ein französischer Restaurantbesitzer.
Blutigster Anschlag seit acht Jahren
Der Anschlag war der blutigste in Marokko seit acht Jahren. Im Mai 2003 starben bei Selbstmordattentaten auf westliche und jüdische Einrichtungen in der Wirtschaftsmetropole Casablanca 45 Menschen, darunter 12 der Täter. Seitdem hat die Polizei Dutzende Terrorzellen zerschlagen und Tausende mutmaßliche islamistische Extremisten verhaftet.
Wie in anderen nordafrikanischen Ländern sind auch in Marokko in den vergangenen Monaten tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um demokratische Reformen einzufordern. Die jüngste Demonstration fand am Wochenende statt. Gewalttätige Unruhen wie in anderen Staaten der Region blieben in Marokko aber weitgehend aus.
Der in weiten Teilen der Bevölkerung beliebte König Mohammed VI. kündigte tiefgreifende Reformen an. So will er einen Teil seiner Macht abgeben und die Befugnisse der Regierung sowie des Parlaments stärken. Ein Zusammenhang zwischen dem Anschlag in Marrakesch und den Protesten sei daher nicht zu erkennen, hieß es in Medienberichten.
Siehe auchKonflikt in der Westsahara
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