Zum Hauptinhalt springen

Terroranschläge in Pakistan reißen nicht ab

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Taliban bekennen sich zu Geiselnahme im Militär-Hauptquartier Rawalpindi. | Armee-Offensive in Süd-Waziristan. | Neu Delhi. Der Terror in Pakistan ist zurück: Bei einer schweren Bombenexplosion im Shangla-Distrikt, etwa 150 Kilometer von Islamabad entfernt, starben am Montag mindestens 30 Menschen, mehr als 40 wurden verletzt. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich neben einem Militärfahrzeug in die Luft. Der Anschlag ist der letzte in einer Serie blutiger Attentate.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die pakistanischen Taliban (TTP) bekannten sich inzwischen zu dem Angriff. Ein Einsatzkommando stürmte am Sonntag ein Gebäude auf dem Gelände der Armeezentrale und befreite 39 Menschen, die sich in der Hand militanter Islamisten befanden. Bei der Geiselnahme und der Befreiungsoperation kamen mindestens 19 Menschen ums Leben.

Schwerbewaffnete Taliban in Armeeuniform hatten Samstagmittag einen Anschlag auf die hochgesicherte Armeezentrale in Rawalpindi verübt und Sicherheitspersonal in ihre Gewalt gebracht.

Der spektakuläre Anschlag auf das Militärhauptquartier erfolgte einen Tag, nachdem mindestens 52 Menschen bei einer schweren Bombenexplosion auf einen belebten Markt in Peshawar, im Nordwesten des Landes, starben. Am Montag der vergangenen Woche waren bei einem Selbstmordattentat auf das Büro des UN-Welternährungsprogramms in Islamabad fünf Menschen ums Leben gekommen. Auch zu diesem Anschlag hat sich der neue Chef der pakistanischen Taliban, Hakimullah Mehsud, bekannt. Die neue Kette der Anschläge erfolgt zu einem Zeitpunkt, da sich die pakistanische Armee auf eine neue Militäroffensive gegen Taliban-Kämpfer in Süd-Waziristan vorbereitet.

Offensive gegen Taliban

Pakistans Innenminister Rehman Malik erklärte: "Die pakistanischen Taliban sind hinter diesen Anschlägen, und nun hat die Regierung keine andere Option mehr, als eine Offensive zu starten". Die pakistanischen Taliban melden sich mit blutigen Attentaten zurück, nachdem Pakistans Regierung erklärt hatte, die Terrororganisation sei stark geschwächt, seit im August ihr Anführer Baithullah Mehsud getötet wurde. Die TTP hat ihre Hochburg in Süd-Waziristan, eine karge, bergige Region an der afghanischen Grenze. Auch Al-Kaida-Kämpfer nutzen die entlegene Gegend als Versteck. Schon in den letzten Jahren hatte das pakistanische Militär in Waziri stan gekämpft. Frühere Schläge gegen die Taliban waren allerdings in halbherzigen Aktionen und Friedensdeals geendet.

Die Offensive in Süd-Waziristan wäre nach dem Geschmack der USA, die auf der anderen Seite der porösen Grenze, im Süden Afghanistans, gegen die Taliban kämpfen und ständig beklagen, dass Pakistan den Kämpfern ein sicheres Rückzugsgebiet biete.

Ende April hatte die pakistanische Armee eine Militäroperation gegen die Taliban im Swat-Tal, einer früheren Urlaubsregion nur rund 100 Kilometer von der Hauptstadt Islamabad entfernt, begonnen, nachdem die Taliban dort immer mehr Gebiete eroberten und die Einwohner in spektakulärer Weise terrorisierten. Die USA und andere Staaten hatten sich damals besorgt gezeigt, dass die Terroristen auch in den Besitz pakistanischer Atomwaffen gelangen könnten. Die Gräueltaten der Taliban im Swat veränderten die öffentliche Meinung in Pakistan zu Gunsten einen Militärschlags. Zuvor hatten viele Pakistanis sich eher von den USA als von den einheimischen Radikal-Islamisten bedroht gefühlt.