Brüderpaar im Zentrum des Terror-Komplotts? | Anhaltendes Chaos im britischen Flugverkehr. | London. Die britische Polizei hat am Sonntag 22 Verdächtige zu den vereitelten Terroranschlägen auf Passagierflugzeuge verhört. Die Ermittler wollten unter anderem herausfinden, ob die Festgenommenen, die meisten von ihnen in Großbritannien geborene Muslime, Verbindungen zu den Selbstmordattentätern hatten, die am 7. Juli 2005 die verheerenden Anschläge in London verübten. Innenminister John Reid warnte, dass das Risiko eines neuerlichen Terroranschlags auch nach den Ermittlungserfolgen weiterhin hoch sei. Inzwischen erhärteten sich die Hinweise auf eine Verwicklung des Terrornetzwerks Al Kaida.
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Die Bedrohung "ist chronisch und schwer", sagte Reid dem Fernsehsender BBC. "Wir glauben, wir haben die Hauptverdächtigen dieser Abhöraktion und dieses Terrorplans. Aber da sind immer noch Menschen da draußen, die solche Anschläge ausführen würden." Der Minister bekräftigte, dass in Großbritannien seit dem 7. Juli 2005 vier Terroranschläge verhindert worden seien. Derzeit führe die Polizei etwa 24 Antiterror-Ermittlungen durch. Nach britischem Recht dürften Terrorverdächtige bis zu 28 Tage ohne Anklage inhaftiert werden.
An den Anschlagsplänen soll nach einem Bericht der "Sunday Times" auch der führende Vertreter von Al Kaida in Großbritannien beteiligt gewesen sein. Der Verdächtige gehöre zu den ursprünglich 24 Festgenommenen, berichtete die Londoner Sonntagszeitung. Sein Name könne aus rechtlichen Gründen nicht enthüllt werden. Der Inlandsgeheimdienst MI5 betrachte den Festgenommenen jedoch als führenden Kopf eines "Terrornetzwerks", an dem auch Verdächtige aus Kaschmir, Nordafrika und dem Irak beteiligt gewesen seien. Die britischen Sicherheitskräfte gingen davon aus, dass bei dem Großeinsatz am Donnerstag nicht alle Beteiligten des Netzwerks festgesetzt worden seien, hieß es in der "Times". "Mindestens zwei" seien den Fahndern entkommen.
Die internationalen Ermittlungen konzentrierten sich auf zwei Brüder, von denen einer in Pakistan und einer in England festgenommen wurde. Ein ranghoher pakistanischer Sicherheitsbeamter sagte der Nachrichtenagentur AP am Samstag, wenige Tage nach der Festnahme des einen Bruders in Pakistan sei ein Telefongespräch nach Großbritannien abgefangen worden. Der Anrufer habe Komplizen in England aufgefordert, ihren Plan auszuführen.
Chaos herrschte im britischen Luftverkehr auch am Wochenende. Wegen der verschärften Anti-Terror-Kontrollen mussten sich London-Reisende auch am Sonntag auf Verspätungen und Flugstreichungen einstellen. Auf dem Großflughafen Heathrow werde bis zu ein Drittel aller Abflüge gestrichen, teilte die Betreibergesellschaft BAA mit. British Airways warf dem Flughafenbetreiber vor, mit den Kontrollen überfordert zu sein.