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Terroristen morden auch aus Ruhmsucht

Von Clemens M. Hutter

Gastkommentare
Clemens M. Hutter war Chef des Auslandsressorts bei den "Salzburger Nachrichten".

Ein Musterbeispiel dafür ist der Massenmord an 50 Personen in zwei neuseeländischen Moscheen.


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"Ich bin ein Monster der Willenskraft. Ich brauche nur ein Ziel." Diese Selbstdarstellung weist den terroristischen Mörder von 50 Personen in zwei neuseeländischen Moscheen als ruhmsüchtigen Herostraten aus. Vor 2370 Jahren hatte Herostratos den Artemistempel in Ephesus, eines der sieben Weltwunder, in Brand gesteckt, um berühmt zu werden.

Folgerichtig stellte der Massenmörder in Neuseeland sein Verbrechen sogar per Direktübertragung mit einer Helmkamera in das Internet. Das entspricht der terroristischen Psychostrategie: Einschüchterung der Öffentlichkeit durch einen überraschenden Angriff, der maximalen Schaden anrichtet und das Gefühl von Hilflosigkeit verbreitet. Als Vorbild diente offensichtlich Anders Breivik, der 2011 auf der norwegischen Urlauberinsel Utoya 77 Menschen erschossen hatte.

Leo Trotzki, der strategische Kopf hinter der russischen Oktoberrevolution von 1917, hat diesen Massenterror anschaulich definiert: Viel wirksamer als Terror gegen die herrschende Klasse sei, "mit einem terroristischen Attentat auf die Arbeitermassen Verwirrung auszulösen, denn das erspart die Organisation der Arbeiterklasse". Trotzki meint mit "Verwirrung" die psychologische Einschüchterung der Öffentlichkeit durch "Massenterror" statt "selektiven Terrors" auf Repräsentanten der Gesellschaft.

Für diese "Propaganda der Tat" (statt politischer Sprüche) bestimmt der Terrorist Ziel, Zeitpunkt und Methode seines überraschenden Angriffs. Wie wenig Schutz es dagegen gibt, beweisen berühmte Beispiele. Nach seinen Feldzügen durch Gallien und Britannien machte sich Cäsar zum Diktator auf Lebenszeit. Daher erdolchten ihn 44 v. Chr. mehrere Senatoren im Senat. Österreichs Kaiserin Elisabeth besuchte 1889 Genf. Da hatte sie der Anarchist Luigi Lucheni längst im Visier, weil er die Mächtigen und ihr System mit Terror zu zerstören hoffte. Er lauerte der Kaiserin bei einem Spaziergang am Genfersee auf und rammte ihr eine Feile in die Brust. Dieser Mord kostete aber keinen europäischen Monarchen die Herrschaft.

Der russische Zar Alexander II. erlag 1881 bei einer Schlittenfahrt einem Bombenattentat linksradikaler Verschwörer, obwohl er in seinem rückständigen Reich Reformen eingeleitet und die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben hatte. Am
28. Juni 1914 erschoss der serbische Student Gavrilo Princip den Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo. Princip gehörte zum serbischen Verschwörerzirkel "Schwarze Hand", der Österreich die Unterdrückung der Slawen vorwarf. Dieses Attentat löste den Ersten Weltkrieg aus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpft in den USA eine breite Bürgerrechtsbewegung unter Führung des farbigen Predigers Martin Luther King für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner. Diesen Mann erschoss 1968 der radikale Rassist James Earl Ray und löste damit in den USA schwere Rassenunruhen aus. Ray flüchtete nach Europa, wurde aber geschnappt und zu 99 Jahren Zuchthaus verurteilt. Völlig überraschend flog Ägyptens Präsident Anwar as Sadat 1981 nach Israel, um nach vier arabisch-israelischen Kriegen mit Israel Frieden zu schließen. Dafür bekam er den Friedensnobelpreis. Doch während einer Militärparade in Kairo erschossen ihn Verschwörer.