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Warum Europa auch ein Quäntchen Mitverantwortung für den Terror trägt, der seine Metropolen erschüttert.
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Dass dieser Tage ausgerechnet Saudi-Arabien das benachbarte Emirat Katar beschuldigt hat, ein Hauptsponsor des Terrors zu sein, entbehrte nicht einer subtilen kabarettistischen Note. Wenn ein Pate des islamischen Extremismus einen anderen Paten des islamischen Extremismus einen Paten des islamischen Extremismus heißt, dann hat das schon was. Irgendwie erinnerte der Vorgang an eine berühmte Szene im Film "Casablanca", in der der korrupte Captain Louis Renault mit seinen Polizisten jenes Casino stürmt, das ihn regelmäßig besticht, und laut ausruft: "Illegales Glücksspiel - ich bin entsetzt!"
Es wird ein bloßer Zufall gewesen sein, dass der Krach der milliardenschweren Islamisten-Finanziers am Golf praktisch zeitgleich mit dem islamistischen Terroranschlag von London losbrach, der sieben Menschen das Leben kostete und zu dem sich der Islamische Staat bekannte. Und trotzdem besteht zwischen beiden Ereignissen ein gewisser Zusammenhang. Denn wieder einmal hat sich in London zumindest einer der Täter in den Weiten des Internets radikalisiert, wo er reichlichen Gebrauch von den dort angebotenen Predigten radikaler muslimischer Propagandisten machte.
Dies aber ist ein Gedankengut, das in vielen Fällen jenem sehr ähnelt, das sowohl Katar als auch Saudi-Arabien mit hohem finanziellen Aufwand promotet haben, auch in Europa. Nicht zuletzt, indem sie Moscheen und Imame finanziert haben, die dergleichen unter die Leute bringen, live vor Ort, aber vor allem auch im Netz. Geld aus Saudi-Arabien, aber auch aus Katar sponsert zum Beispiel am Balkan seit Jahren eine radikal-islamische Infrastruktur.
Wenn heute nach jedem Blutbad in einer europäischen Metropole darüber räsoniert wird, was zu tun sei, um diesen Anschlägen endlich ein Ende zu bereiten, dann werden oft mehr Polizeibeamte, mehr Geld für den Sicherheitsapparat und mehr Rechte für die Ermittler gefordert. Das mag durchaus berechtigt sein, aber irgendwann wird es auch notwendig sein, die Quellen der Radikalisierung in der Golfregion zu benennen und wenn möglich trockenzulegen. Denn ohne die dortigen Ressourcen und die damit dotierten missionarischen Unternehmungen wäre die Radikalisierung von Muslimen in Europa jedenfalls deutlich erschwert.
Das Problem dabei ist freilich: Sowohl Saudi-Arabien als auch Katar sind sogenannte Verbündete des Westens; vor allem das notorisch finanziell klamme Frankreich konnte sich in der Vergangenheit stets an die Kataris wenden, wenn irgendwo ein paar Milliarden gebraucht wurden. Die Position des Bittstellers aber ist nicht wirklich eine, aus der heraus man sein Gegenüber wirksam zu einer Verhaltensänderung bewegen kann. Und schon gar nicht in einer so elementaren Angelegenheit wie der Verbreitung des vermeintlich wahren Glaubens.
Daran wird sich leider in der überschaubaren Zukunft auch nichts ändern. Und so lange wird auch der islamistische Terrorismus in Europa als eine Art Kollateralschaden jener Abhängigkeiten von den Terrorpaten verstanden werden, in die sich der alte Kontinent ohne Not begeben hat.