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Ganz Europa in Aufruhr wegen möglicher islamistischer Attacken zu Neujahr.
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Wien. Der Terror ist in Wien zu einer realen Bedrohung geworden: Von einem befreundeten Geheimdienst hat die Wiener Polizei erfahren, dass es in der Zeit bis Silvester in europäischen Städten zu Attentaten kommen könnte. Konkret wurden dabei erstmals Österreich und Wien als mögliche Ziele genannt. Es handle sich um einen Hinweis, "der von der Intensität auf eine höhere als die allgemein bekannte abstrakte Gefahrenlage" hindeutet, erklärte Patrick Maierhofer, Sprecher der Wiener Polizei.
Zu Neujahr werden eigentlich hunderttausende Menschen zur Riesenparty in der Wiener Innenstadt erwartet. Steht der Silvesterpfad nun auf der Kippe? Michael Draxler, Chef des Veranstalters Stadt Wien Marketing, geht davon aus, dass das Silvesterevent wie erwartet stattfindet, und auch Patrick Maierhofer beschwichtigt: Nach derzeitigem Stand gebe es keine Empfehlung, den Pfad abzusagen und auch keine Empfehlung an die Besucher, nicht hinzugehen. "Das muss grundsätzlich jeder selbst entscheiden", erklärt Maierhofer. Konkrete Drohung gegen den Silvesterpfad oder den Zeitpunkt Neujahr seien nicht eingegangen. Dennoch: Komplett ausgeschlossen sei eine Absage nicht.
Die Sicherheitsmaßnahmen wurden jedenfalls verstärkt. 250 Polizisten aus Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark werden zu Silvester ihre Wiener Kollegen zusätzlich unterstützen. Das Personal des öffentlichen Verkehrs, Wiener Linien und ÖBB, wird zudem sensibilisiert. Herrenlose Taschen, auffälliges Verhalten einzelner Personen - auf all das soll zu Neujahr besonders geachtet werden.
Woher die Warnung konkret stammt, ist Geheimsache. Spekulationen, wonach es sich dabei um den Irak handle, seien aber falsch, erklärt Maierhofer.
"Seit den ersten Anschlägen in Paris im Jänner hatten wir eine abstrakte Bedrohung", erklärt Maierhofer. Das heißt, grundsätzlich wusste die Polizei, dass Anschläge wahrscheinlicher sind, hatte jedoch keine konkreten Hinweise. Nun wurden Österreich und Wien neben anderen europäischen Städten dezidiert genannt.
Große Vorsicht in ganz Europa
Natürlich rüstet man sich auch in anderen europäischen Metropolen gegen mögliche Attacken von Terroristen. In Frankreich herrscht ohnedies ganz offiziell der Ausnahmezustand, seit im November 130 Menschen bei einer Serie von Anschlägen in Paris getötet wurden. In Belgien, wohin die Spur der Attentäter führte, bleibt die zweithöchste Terrorwarnstufe (drei) aufrecht.
In Berlin wurden die Maßnahmen gegen mögliche Anschläge ebenfalls verstärkt. Dort wird eine der größten Silvesterpartys Europas mit einer geschätzten Million Besucher am Brandenburger Tor und Live-Übertragung im Fernsehen gefeiert. Die Sicherheitsaufrüstung erfolgt allerdings nicht wegen der Warnung aus Wien, sondern wegen der Anschläge in Paris. "Wir haben mit Blick auf die Ereignisse in Paris die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal auf den Prüfstand gestellt - auch für die Silvesternacht - und haben ein paar Anpassungen vorgenommen", erklärt Stefan Redlich, Sprecher der Berliner Polizei. "Wir werden das Veranstaltungsgelände früh absperren und absuchen, um sicherzustellen, dass dort keine gefährlichen Gegenstände abgelegt sind." Erst danach werden die Besucher eingelassen. Dies allerdings auch nur nach Kontrolle durch Sicherheitskräfte des Veranstalters, der für das Event ein Taschen- und Rucksackverbot erlassen hat.
Überhaupt geschlossen wird der Rote Platz in Moskau. Jeder, der sich in der Silvesternacht zu dem Platz begebe, werde von der Polizei fortgeschickt, wurde Moskaus Sicherheitschef Alexej Majorow am Montag auf der Rathaus-Website zitiert. Offizielle Begründung für die Schließung: Auf dem Platz findet ein Konzert statt, das vom staatlichen TV-Sender Kanal Eins aufgezeichnet wird und bei dem nur geladene Gäste zuhören dürfen. Doch hält mancher Moskauer den Grund für vorgeschoben. Die Schließung des Roten Platzes komme "einer Schließung des Times Square in New York gleich", sagte der frühere Abgeordnete Alexander Kliukin dem Radiosender Kommersant.
In London gilt nach der Terrorwarnung aus Wien Alarmstufe Rot, berichtet die Tageszeitung "Express". Der Abgeordnete Keith Vaz rief jedoch dazu auf, deswegen nicht in Panik zu verfallen: "Wir sollten es niemals zulassen, dass die Angst vor dem Terror uns dazu bringt, unser normales Leben zu ändern. Wir müssen unsere Feiern beibehalten (...) Wir sollten besonders wachsam sein, aber wenn wir der Angst nachgeben, hätten sie gewonnen."