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Islamisten, radikale Hindus oder Linksrebellen als mögliche Täter. | Ausgangssperre verhängt. | Neu Delhi. Bei einer Kette von Bombenanschlägen im politisch unruhigen Assam im Nordosten Indiens sind mindestens 61 Menschen gestorben und über 300 teils schwer verletzt worden. Die neun fast zeitgleichen Explosionen in der Hauptstadt Guwahati und weiteren drei Städten des Bundesstaates ereigneten sich kurz vor Mittag auf belebten Märkten und Plätzen.
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In Assam bekämpfen Armee und Polizei seit Jahrzehnten verschiedene Separatistenbewegungen. Der Bundesstaat im östlichen Himalaya-Gebirge, der etwa so groß ist wie Österreich, grenzt an Bangladesch und Bhutan. Er ist stark landwirtschaftlich geprägt und vor allem für seinen Tee-Anbau bekannt.
Die erste Bombe explodierte am Donnerstag nahe der Hochsicherheitszone der Hauptstadt, wo sich auch Gericht, Regierung und Parlament befinden. Die Detonationen waren so heftig, dass Gebäude in der Nähe in Brand gerieten. Auch ein vollbesetzter Bus brannte aus.
Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. Die Polizei in Assam erklärte jedoch, sie verdächtige die linksgerichtete United Liberation Front of Assam (Ulfa) der Tat. Die Gruppe dementierte dies allerdings umgehend in einem Schreiben. Hingegen machte der Chef der hindunationalistischen BJP-Partei, L.K. Advani, militante Terroristen aus dem muslimischen Nachbarland Bangladesch für die Anschlagserie verantwortlich.
Wütende Proteste
Auf den Straßen von Guwahati brach nach den Explosionen Chaos aus. Aufgebrachte Menschen bewarfen Feuerwehrautos und Krankenwagen mit Steinen, weil die Rettungskräfte ihrer Meinung nach zu spät an den Unglücksorten eingetroffen waren. Die Polizei versuchte, die verärgerte Menge auseinanderzutreiben und verhängte später eine Ausgangssperre. Wegen massiver Sicherheitsbedenken strichen Fluggesellschaften ihre Verbindungen nach Assam.
Indien wird seit Monaten von einer Serie von Bombenanschlägen erschüttert, bei der bislang mehr als 120 Menschen ums Leben kamen. Die Attentate folgen dabei fast alle einem Muster: Die Sprengsätze werden per Fahrrad, Rikscha oder Motorrad an belebten Plätzen platziert und dann gezündet. In den meisten Fällen werden lokale Islamisten hinter den Anschlägen vermutet. Doch auch radikale Hindu-Gruppen wollen durch solche Attentate gezielt die Spannungen zwischen den religiösen Gruppen schüren, heißt es.