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Test-Lehrer für die Matura-Reform

Von Brigitte Pechar

Politik

Lehrer beschreiben ihre Erfahrung. | Wien.Die "Wiener Zeitung" hat Lehrer befragt, die am Pilotprojekt "Standardisierte Reifeprüfung" teilgenommen haben, heuer waren schon 17.000 Maturanten an 87 Pilot-AHS und weiteren 206 AHS beteiligt.


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"Es war nicht einfach"

"Es war nicht einfach, diesen Schulversuch durchzubringen", berichtet Elisabeth Schallenberg. Sie ist Bereichsleiterin an der Pädagogischen Hochschule in Vorarlberg für Fort- und Weiterbildung und Professorin für Französisch am BG Bludenz. Die Eltern seien sofort dafür gewesen, aber bei den Lehrern sei sie am Anfang auf Ablehnung gestoßen. Obwohl sie auf eine 32-jährige Diensterfahrung zurückgreifen kann, hat auch Schallenberg am Beginn "ein bisschen Bauchweh gehabt. Weil ich wusste, dass dann auch meine Arbeit getestet wird. Aber jetzt bin ich begeistert - meine Schüler auch." Die Maturanoten hätten genau jenen während des Jahres entsprochen. Schallenberg rät den Lehrern, das Europäische Sprachenportfolio im Unterricht zu nützen.

"Niveau ist zu niedrig"

Klaus Peters, Professor an der Sir-Karl-Popper-Schule am Wiedner Gymnasium in Wien, der die Testung für Englisch zum zweiten Mal mitgemacht hat, ist mit den gelieferten Materialien und der Betreuung sehr zufrieden. Er kritisiert aber den angepeilten Level B2. "Das Niveau ist zu niedrig. Da können wir in der sechsten Klasse aufhören zu unterrichten." Dennoch ist es auch für Peters, der seit 1971 unterrichtet, "richtig, dass wir uns zu einer zentralen Matura entscheiden. Das Niveau ist ein Rückschritt".

"Mehr Miteinander"

Elisabeth Schawarz vom BG Astgasse in Wien ist seit 35 Jahren Lehrerin. Sie widerspricht ihrem Kollegen, was das Niveau betrifft. "Für eine normale AHS ist der Level B2 gut zu erreichen, wenn man übt, aber schwer zu erfüllen, wenn man nicht geübt hat." Richtig sei aber, dass standardisierte Tests jenen Schülern zugute kommen, die beim Schreiben schwächer sind. "Ich würde nicht mehr abgehen von den drei standardisierten Skills", sagte Schawarz. Die neue Matura begünstige außerdem die Eigenverantwortung der Schüler und fördere das Miteinander der Lehrer. Es gebe noch eine Minderheit von Lehrern an ihrer Schule, die skeptisch sei. Das seien jene, die den Ablauf nicht kennen würden.

"Endlich Standards"

Das sieht auch Barbara Zottl - seit mehr als 20 Jahren Englisch-Professorin, AHS in Baden. Sie berichtet ebenfalls von positiven Erfahrungen vor allem in der Zusammenarbeit der Lehrer. "Vor allem für Sprachen ist die neue Form positiv, weil wir endlich Standards definiert haben, an denen man sich messen kann." Vorher sei auf die Klasse bezogen bewertet worden. Zottl findet, dass das Niveau sich nach oben hin verschoben habe. Sie wünscht sich aber im Sinne der Vergleichbarkeit eine zentrale Matura auch für die BHS.